Rezension

Eine Familie in Trance

Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte - Jessica Park

Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte
von Jessica Park

Bewertet mit 5 Sternen

Julie kann es nicht fassen. Ihr erster Tag als Studentin und sie steht allein und obdachlos in Boston. Zum Glück gibt es die Collegefreundin ihrer Mutter, die sie ohne zu Zögern bei sich aufnimmt. Julie versteht sich sofort großartig mit allen und fühlt sich wie zu Hause, doch was hat es mit der Pappfigur auf sich, die den ältesten Sohn der Familie, Finn, vorstellt und von seiner kleinen Schwester überallhin geschleppt wird? Keiner scheint das merkwürdig zu finden, keiner erklärt Julie etwas. Und das ist nur eine von vielen Ungereimtheiten, die ihr im Laufe der Zeit auffallen. Zu allem Überfluss stellt Julie auch noch fest, dass sie dabei ist, sich in den Pappkameraden zu verlieben…

Ein Buch mit einer witzigen Geschichte, sympathischen Charakteren und viel mehr Tiefe, als man erwartet. Genau wie Julie geht der Leser locker an die Geschichte heran, genießt die humorvollen Szenen und bekommt langsam ein flaues Gefühl, dass es um mehr als eine skurrile Liebeskomödie mit abgedrehten Charakteren geht. Sprachlich und dramaturgisch hervorragend ausgearbeitet. Der Spannungsbogen wird bis zum Schluss gehalten. Hut ab vor der Autorin. Sie hat ein sehr sensibles Thema in einen packenden Roman gepackt.

Ich liebe dieses Buch. Julie ist ein Charakter, der mehr bietet als man auf den ersten Blick meint. Die Beurteilung, sie sei oberflächlich, teile ich nicht. Es wird deutlich gemacht, dass sie den ganzen „Mädchenkram“, Kleidung, Make-Up, Partys, nur mitmacht, um nicht aufzufallen. Sie lernt und liest gern, die Partys auf dem College interessieren sie nicht; das macht sie nur, um dazuzugehören. Celeste wird gerade deswegen von ihren Lehrern misstrauisch beobachtet, weil sie diesen Anpassungsmechanismus nicht kennt. So leid mir es tut das zu sagen, aber das ist heute immer noch das Problem. Lernen, Lesen und Individualismus sind an Schulen, bei den Jugendlichen, nicht gerne gesehen und Lehrer haben kein Bock auf Schüler, die sich nicht an andere Jugendliche anpassen. Leidvolle Erfahrungswerte. Da Julie keine Ahnung hat, was mit Celeste los, setzt sie genau an dem Punkt an, um ihr zu helfen – ohne sie ihrem wahren Charakter entfremden zu wollen.

So, bevor ich anfange zu spoilern oder zu predigen: ich liebe dieses Buch und kann es nicht erwarten die beiden Folgebände zu lesen!