Rezension

Eine Familiengeschichte, die zum Nachdenken anregt

Wenn wir wieder leben - Charlotte Roth

Wenn wir wieder leben
von Charlotte Roth

Bewertet mit 4 Sternen

Im Herbst 1963 lernt die Studentin Wanda an der Berliner Universität Andras Goldfarb kennen. Der junge Mann überzeugt Wanda, die nichts über ihre Herkunft weiß, davon, dass sie den Mut dazu aufbringen muss, ihre Mutter und ihre Tante nach den Kriegsjahren zu fragen. Doch Wandas scheinbar harmlose Frage sorgt dafür, dass das Familienleben in einer Tragödie endet....

"Wenn wir wieder leben" wird in zwei Handlungssträngen, die sich auf unterschiedlichen Zeitebenen zutragen, erzählt. In der Gegenwart beobachtet man Wanda, die plötzlich Fragen nach ihrer Herkunft und den Kriegserlebnissen der Familie stellt, und in der Vergangenheit blickt man zurück in die 1920er-Jahre. Hier steht die junge Gundi, die mit ihrer Halbschwester Lore, Julius und Erik eine Band gründet und auf den großen Durchbruch im Ostseebad Zoppot wartet, im Zentrum des Geschehens. 

Der Einstieg in das Buch ist interessant und macht neugierig auf den weiteren Verlauf, bzw. auf die Vergangenheit, die Wanda unbedingt ergründen möchte. Obwohl es der Autorin hervorragend gelingt, die Handlungsorte und Protagonisten so lebendig zu beschreiben, dass man sie regelrecht vor Augen hat, lässt sich der Anfang nicht ganz so flüssig lesen. Es gibt leichte Startschwierigkeiten, bevor die Erzählung richtig Fahrt aufnimmt. Doch wenn der Funke überspringt, dann kann man sich kaum noch von der Geschichte lösen. Man merkt beim Lesen, wie gut die Autorin die Hintergründe recherchiert hat und wie viel Herzblut in dieser Erzählung steckt. Man kann die Gefühle der unterschiedlichen Protagonisten sehr gut nachvollziehen und sich ganz auf die spannende Reise in die Vergangenheit einlassen. Dabei wird man oft zum Nachdenken angeregt und am Schluss mit einer unvorhergesehenen Wendung überrascht. 

Ich habe bereits einige Romane der Autorin mit Begeisterung gelesen und wurde auch von diesem Buch nicht enttäuscht. Allerdings muss ich zugeben, dass ich am Anfang leichte Startschwierigkeiten hatte, bis bei mir der Funke übergesprungen ist. Dann konnte ich mich allerdings kaum noch von der Geschichte lösen und habe das Buch erst zur Seite gelegt, als ich am Ende angekommen war. Dieses Familienschicksal hat mich zum Nachdenken angeregt und wir mir noch lange in Erinnerung bleiben. Auf meiner persönlichen Bewertungsskala bekommt der Roman vier von fünf möglichen Sternchen. Das eine ziehe ich wegen der Startschwierigkeiten ab. Doch als diese überwunden waren, wurde ich mit einer wunderbaren, berührenden Geschichte belohnt, die ich wirklich weiterempfehlen kann.