Rezension

Diese Rezension enthält Spoiler. Klicken, um alle Spoiler auf dieser Seite lesbar zu schalten.

Eine fantastische Charakterstudie

Love and Ruin - Paula McLain

Love and Ruin
von Paula McLain

Die deutsche Ausgabe von "Love and ruin" von Paula McLain heißt Hemingway & ich

Worum es geht

Durch Zufall lernt die angehende Schriftstellerin Martha Gellhorn ihr großes Idol Ernest Hemingway kennen und folgt ihm nach Spanien in den Bürgerkrieg. Dort beginnt nicht nur ihre Karriere als eine der ersten weiblichen Kriegsberichterstatterinnen, sondern auch die Liebe zwischen ihr und dem Autor.

Beide lassen sich auf eine Beziehung ein – mit all ihren Folgen. Mit der Zeit fällt es Martha immer schwerer, aus Hemingways Schatten herauszutreten und um ihrer selbst Willen Anerkennung für ihre Arbeit zu bekommen. Die Konflikte zwischen den beiden häufen sich und ihre Liebe unterliegt einer harten Prüfung.

Was ich über das Buch denke

Paula McLain hat mich von der ersten Seite an in die Welt von Martha und Ernest mitgenommen. Die Geschichte behandelt die Zeitspanne von 1936 - 1945, vom Kennenlernen über die Heirat von Ernest und Martha, bis hin zum Ende ihrer Beziehung. Die Autorin hat ihren Roman auf biografischen Fakten und wirklichen Begebenheiten aufgebaut. Beim Lesen darf aber nie vergessen werden, dass letztendlich die Figuren, so wie sie im Roman dargestellt werden, rein fiktiv sind. Es ist nicht immer leicht diesen Unterschied zu machen, da das Buch so hervorragend geschrieben ist, als hätte sich alles genaus abgespielt.

Die Handlung ist aus der Sicht von Martha in der Ich-Erzähl-Perspektive geschrieben. Ihre Figur bildet den Dreh- und Angelpunkt des Buches. Daneben ist Ernest Hemingway eine weitere Hauptfigur. Alle anderen Personen, die im Verlauf der Geschichte genannt werden, haben eine sehr untergeordnete Rolle. Aber diese Geschichte braucht auch nur Martha und Ernest. Beide sind so außergewöhnliche und gewaltige Charaktere, dass sie das Buch mit Leichtigkeit ausfüllen.

Martha Gellhorn ist eine Frau, die mir Respekt und Bewunderung abverlangt. Für die damalige Zeit sind ihre Liebe zur Unabhängigkeit und ihre leidenschaftliche Arbeit als Kriegsreporterin außergewöhnlich. Sie brennt dafür und sie lebt dafür. Allerdings ist mir die fiktive Martha bis zum Ende des Buches nicht wirklich sympathisch geworden. Viele ihrer Denkweisen waren für mich schwer nachvollziehbar und oft habe ich sie als kühl und ambivalent empfunden.
Ähnlich ging es mir auch mit Hemingway. Er wird ebenfalls nicht als leichter Charakter dargestellt und der fiktive Ernest im Buch hat mich, genauso wie Martha, des Öfteren in die Verzweiflung getrieben.
Diese beiden Menschen waren Naturgewalten, die aufeinanander getroffen sind. Daraus resultierte eine große Leidenschaft aber auch unendliches Chaos und am Ende blieb nur noch Schmerz und Leid übrig.

Ein immer wiederkehrendes Thema ist Marthas Gefühl neben Ernest nicht als Schriftstellerin bestehen zu können. Sein Erfolg schiebt sich oft zwischen beide und lässt Martha teilweise sogar eifersüchtig werden. Anders herum geht es Ernest auch nicht besser. Er leidet unter Marthas Reisen als Kriegreporterin und reagiert darauf mit Trotz und Erpressung.
Paula McLain beleuchtet mit feinem Gespür die einzelnen Etappen der Beziehung und lässt uns sozusagen hinter die Kulissen der Ehe dieses berühmten Paares blicken.

Paula McLain hat eine überzeugende Charakterstudie auf Basis der Biografien zweier großer Persönlichkeiten geschrieben, die das Schicksal für einige Jahre zusammen gebracht hat. Zusammen mit dem politischen Hintergrund des Spanischen Bürgerkriegs und des zweiten Weltkriegs ergibt sich eine dynamische und dramatische Liebesgeschichte.

Das Buch ist fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite. Die nicht ganz einfache Lektüre, die Darstellungen des Krieges, aber auch die zwischenmenschlichen Emotionen von Ernest und Martha, haben mich immer wieder zum Innehalten und zum Nachdenken gezwungen. Auch der englische Titel "Love and ruin" (Liebe und Ruin) ist sehr passen, denn am Ende geht es genau darum: eine große Liebe und ihr Niedergang.

Diese Geschichte regt dazu an, mehr über Hemingway zu erfahren, diesen genialen Schriftsteller und doch zeitweise sehr eigenwillige Person und auch Martha Gellhorn. Oft wird sie nur als Hemingways dritte Ehefrau gehandelt und doch wollte sie genau das nicht sein. Sie wollte auf Grund ihrer Arbeit anerkannt werden und hat dafür alles gegeben. Dieses Buch gibt ihr eine eigene Stimme und sorgt dafür, dass sie nicht vergessen wird.

Mein Fazit

"Hemingway & ich" ist ein hervorragender Roman über die Beziehung zwischen Ernest Hemingway und Martha Gellhorn. Der Schreibstil von Paula McLain erweckt die damalige Zeit und die Figuren sehr anschaulich zum Leben. Es ist weniger ein Buch zum Entspannen, mehr zum Nachdenken. Aber es ist ein Buch, welches es sich auf jeden Fall zu lesen lohnt.