Rezension

Eine fesselnde Geschichte über den Kampf der Frauen und einen Mord

Die Frauen von Kopenhagen -

Die Frauen von Kopenhagen
von Gertrud Tinning

Bewertet mit 4 Sternen

Worum geht’s? In einer Weberei stirbt eine Frau. Nelly, eine der Arbeiterinnen, versucht, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, doch ihr werden nur Steine in den Weg gelegt und sie muss um ihre Stelle bangen. Immer wieder wird mit Kündigungen und Gehaltskürzungen gedroht und die Frauen in der Fabrik haben Angst um ihren Job und ihr Leben. Gelingt es Nelly, den Mord zu rächen und zugleich für bessere Arbeitsbedingungen für die Frauen zu kämpfen?

Meine Meinung:

Bei „Die Frauen von Kopenhagen“ von Gertrud Tinning soll es eigentlich um die Anfänge der Frauenbewegung gehen. Dabei webt die Autorin wahre Begebenheiten mit hinein, auch wenn das meiste wohl Fiktion ist. Wer sich allerdings nähere Einblicke in die Frauenbewegung erhofft, wird enttäuscht werden, da hierzu nur ganz am Anfang und am Ende des Romans ein paar Seiten geschrieben werden. Ich könnte mir eine Intensivierung jedoch gut in einem zweiten Teil vorstellen. Dennoch hat mich die Autorin gefesselt mit ihrer Darstellung der damaligen Zeit. Die Schwierigkeiten der Arbeiterklasse, den Arbeitsbedingungen in der Fabrik. Den Klassenunterschieden. Und auch der Darstellung des Lebens in der Stadt und auf dem Land. Nebenbei hat die Autorin noch einen Unfall mit in die Geschichte eingebracht, der eine Mordserie ausgelöst hat und die LeserInnen mit den spannenden Ermittlungen auf Trab gehalten.

Zu Beginn lernen wir Nelly kennen. Sie arbeitet in der Fabrik, ist sympathisch, setzt sich für die anderen ein und will nur Gerechtigkeit. Im Laufe der Geschichte lernt sie dann Johannes, den Bruder von Anna kennen und lieben. Die beiden scheinen wie geschafften füreinander, obwohl Johannes ein Landmensch ist und sich nichts mehr wünscht, als ein Leben auf einem Bauernhof und Nelly mit dem Stadtleben etwas ganz anderes gewöhnt ist. Im zweiten Kapitel lernen wir dann Johannes Schwester Anna kennen. Sie war mir sofort sympathisch! An ihr sehen wir, wie die Frauen auf dem Land verschachert wurden zum Vorteil ihrer Familien. Aber Anna ist stark und geht ihren Weg. Ihre Entwicklung in Kopenhagen hat mir sehr gut gefallen. Wie sie versucht, ihrem Bruder und letztendlich auch Nelly zu helfen. Wie sie es immer wieder schafft, mit nichts doch etwas zu erreichen. Sie gibt nie auf. Steht immer wieder auf, egal, wie schlecht es ihr geht und will nur die Wahrheit ans Licht bringen und für Gerechtigkeit kämpfen. Eine wirklich beeindruckende Persönlichkeit, die man so nur bewundern kann! Auf ihrem Weg begegnet Anna Dagmar, Karen und Niels. Vor allem Karen, die sich für die Frauenbewegung einsetzt, gefällt mir gut. Sie ist eine resolute Person, die nicht viel redet, sondern einfach macht und immer für andere da ist. Auch Dagmar und Niels helfen Anna bei ihrem Kampf und ihrer Suche.

Gut gefallen haben mir besonders die Beschreibung der Arbeitsbedingungen in der Fabrik. Das hat Gertrud Tinning genial dargestellt. Die Geräusche, die harte Arbeit, die Gerüche. Auch das Leben in der Stadt. Der Kampf ums Überleben. Der Stand der Frauen. Und ab dem Mord reißt auch die Spannung nie ab. Wie gesagt: Lediglich der Teil über die Frauenbewegung hat mir gefehlt, aber ich hoffe auf einen weiteren Teil, in dem tiefer in diesen Part der Geschichte eingetaucht werden könnte.

Fazit:

Mit „Die Frauen von Kopenhagen“ ist es Gertrud Tinning meisterhaft gelungen, die Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeitergesellschaft, insbesondere der Frauen, im 19. Jahrhundert bildhaft und lebendig darzustellen. Wir lernen Nelly und Anna kennen und begleiten sie auf ihrem Weg. Nelly, die für die Stellung der Frauen in der Fabrik kämpfen möchte und Anna, die einerseits diesen Kampf führt und andererseits einen Mörder sucht und sich auch hier nach Gerechtigkeit verzehrt. Das Buch ist lebendig, spannend, rasant und immer wieder absolut unerwartet! Lediglich die Frauenbewegung kommt etwas zu kurz, dennoch hat mich der Roman bis zum Ende gefesselt.

4 Sterne für dieses sehr gelungene Buch über den Beginn der Frauenbewegung und die Mordermittlungen im 19. Jahrhundert!