Rezension

Eine fiktive Geschichte mit authentischem Zeitgeschehen

Die Schwestern vom Ku'damm - Brigitte Riebe

Die Schwestern vom Ku'damm
von Brigitte Riebe

Bewertet mit 5 Sternen

Im Juni 1939 feiert Friedrich Thalheim mit seinem Geschäftspartner Markus Weisgerber am Kurfürstendamm, besser bekannt als Ku´damm, sein Modehaus Thalheim. Noch glamouröser und exquisiter als je zuvor. Die älteste Tochter Ulrike „Rieke“ ist hell auf begeistert und kann sich nichts Schöneres vorstellen, als dieses Modehaus einmal weiterzuführen. Allerdings kommt es anders als erhofft.1939 beginnt der zweite Weltkrieg und dieser zerstört nicht nur Riekes Pläne. Als 1945 der Krieg für beendet erklärt wird, ist von der glanzvollen Stadt Berlin nicht mehr viel übrig. Wo hin man auch sieht stehen Ruinen oder liegt Schutt und Asche Selbst das Modehaus Thalheim hat das Kriegsszenario nicht überstanden und ist dem Erdboden gleich gemacht. Aber Rieke wäre nicht Rieke, wenn sie ihren Traum von damals nicht aufrechterhalten hätte: sie möchte das Modehaus wiederaufbauen. Wird sie es schaffen und welche Spuren hat der Krieg bei der Familie Thalheim hinterlassen? Begeben sie sich auf eine sehr bewegende und spannende Zeitreise über die Familie Thalheim…

Die Schwestern vom Ku´damm „Jahre des Aufbruchs“ von Brigitte Riebe ist der Auftakt einer Trilogie über die Modehausfamilie Thalheim.

Auf einfühlsame Art und Weise erzählt die Autorin die Geschichte der Familie Thalheim und ab der ersten Seite lässt sie den Leser in die Geschehnisse ein- und abtauchen. Sofort merkte ich, wie akribisch und detailliert Brigitte Riebe diese Handlung ausgearbeitet hat. Angefangen bei den Charakteren, die sehr lebensnah und authentisch wirkten.

Friedrich Thalheim, ist nicht nur Vater, sondern war auch Chef des Modehauses Thalheim. Nach Kriegsende änderte dies sich und Rieke übernahm seine Position. Aber so ganz raushalten will und kann er nicht.

Ulrike „Rieke“ Thalheim, ist die älteste Tochter von Friedrich Thalheim. Früh weiß sie schon, wohin ihr Weg sie führen wird. Selbst der Krieg und zahlreiche Rückschläge halten sie nicht davon ab, ihr Ziel und Wünsche zu verwirklichen. Eine sehr selbstbewusste und starke Persönlichkeit.

Silvie ist da schon etwas anders. Sie ist lebenslustig und möchte ihr Leben einfach nur in vollen Zügen genießen.  Vom Modehaus möchte sie nicht viel wissen. Lieber arbeitet sie als Ansagerin beim Radio, aber dennoch unterstützt sie Rieke, wo sie nur kann.

Flori, die jüngste Tochter ist im Laufe der Zeit ein kleiner Rebell geworden und von Schule hält sie nicht sehr viel. Ihr größtes Hobby ist Zeichnen und Malen, aber viel lieber geht sie zum Demonstrieren auf die Straße.

Miriam „Miri“ ist die beste Freundin von Rieke und jüdischer Herkunft. Dank ihres Überlebungswillen hat sie es geschafft den Kriegswirren zu trotzen. Jetzt hilft sie Rieke bei ihrem Neuanfang und entwirft und näht was die Stoffe hergeben.

 

Die Handlung ist so perfekt ausgearbeitet worden, so dass hier leicht der Eindruck entsteht, dass diese sich zwischen 1945 und 1950 genauso in Berlin abgespielt hat. Brillant hat Brigitte Riebe eine fiktive Geschichte mit historischen Zeitgeschehen miteinander verwebt. Wow und Hut ab, vor dieser Leistung. Diese Zeitreise nicht nur interessant, sondern bewegend, einfühlsam und spannend zugleich. Beim Lesen hatte ich das Gefühl, dass innerlich ein Film abläuft. Immer wieder sieht man das Elend des Krieges, die Verzweiflung in den Augen oder hört sogar die Bomben explodieren. Selbst die Hungersnot nach dem Krieg kann man spüren oder man hört wie die Rosinenbomber im Minutentakt über Berlin fliegen. Eine furchtbare Zeit und ich bin froh, dass mir diese Zeit erspart geblieben ist.  

Dieses Buch konnte ich nicht ohne weiteres aus der Hand legen, denn nicht nur die Kriegsjahre waren spannend, sondern auch der Wiederaufbau von Berlin und dem Modehaus. Rieke hat bewiesen, dass man fast alles schaffen kann, wenn man daran glaubt und die richtigen Menschen hat, die einen dabei tatkräftig unter die Arme greifen. Auch wenn das Modehaus im Vordergrund stehen mag, geht es in diesem Roman auch um andere Themen wie z.B. Vertrauen, Freundschaft, Verlust, Liebe und ein Familiengeheimnis, dass Rieke belastet. Ich bin gespannt, wie es weitergehen wird.

Schade, dass der zweite Band noch auf sich warten lässt, denn am Liebsten hätte ich die Geschichte weitergelesen.

 

Am Ende dieses Buches befindet sich eine chronologische Zeittafel von den Jahren 1945 bis 1950, die die Geschichte von Berlin wiederspiegelt. Danke dafür!

 

Für mich war der Auftakt dieser neuen Reihe authentisch, bewegend, interessant, unterhaltsam und spannend zugleich. Eine brillante Geschichte über die Familie Thalheim und mit großer Vorfreude warte ich auf den zweiten Teil.