Rezension

Eine Frau von Format

Tante Martl - Ursula März

Tante Martl
von Ursula März

Bewertet mit 5 Sternen

Ursula März ist hauptsächlich als Literaturkritikerin in Erscheinung getreten. Schon dabei hat sie mich immer beeindruckt. Seit einigen Jahren schreibt sie auch Prosa, jetzt auch erstmals einen Roman. Es gibt anscheinend autobiografisch Bezüge, obwohl das nicht genau benannt wird. Das spielt dann letztlich keine Rolle, denn die Titelfigur steht natürlich exemplarisch für Frauen aus der Nachkriegszeit.

 

Es sind 192 starke Seiten. Ursula März weiß durch ihre Erfahrung als Kritikerin, dass bei Beschreibungen des Alltags der Hauptfigur ein zu sehr gekünstelter Stil nicht passend wäre, dass aber ein Erzählton entstehen muss. Sie schafft das unter anderen auch durch eine Prise Humor. Tante Martl ist ein Original, aber sie wird nicht übertrieben geschildert und damit auch nicht der Lächerlichkeit preisgegeben.

Doch fängt schon mit ihrer Geburt ein Missgeschick an. Ihr Vater kann nicht akzeptieren, dass sein Kind wieder ein Mädchen ist und nennt sie Martin. Diesen Fehler muss er aber beim Standesamt wieder korrigieren. Dieses Missgeschick scheint Tante Martl aber geprägt zu haben, denn selbst als ältere Frau hat sie als seriöse und anständige Person das nicht vergesse und hat auch ansonsten kein Verständnis für Firlefanz. Dennoch pflegt sie später aufoperungsvoll und pflichtbewusst den kranken Vater.

 

Im Roman gibt es häufig Dialoge zwischen der Erzählerin und der Tante. Die Sätze der Tante sind im Dialekt gehalten.

Mir gefällt, wie gut sie sich verstehen. Man spürt die Sympathie, die der Figur entgegengebracht wird. Es gibt auch noch die Schwestern von Martl. Jede von ihnen hatte ihre eigene Rolle in der Familie.

In verschiedenen, meist amüsanten, manchmal leicht tragischen Episoden wird Tante Martls Leben von Kindheit, Jugend bis ins Alter geschildert. Für mich war es ein Lesegenuß.

 

Ich wünsche dem Buch großen Erfolg und sei es nur, damit Ursula März weiterschreibt!