Rezension

Eine ganz besondere Freundschaft

Meine Königin - Jean-Baptiste Andrea

Meine Königin
von Jean-Baptiste Andrea

Bewertet mit 5 Sternen

~~Irgendwo im provencalischen Nirgendwo lebt der 12-jährige Shell mit seinen Eltern auf deren Tankstelle. Buchstaben und Zahlen verwirren ihn nur, so dass er die Schule abgebrochen hat und stattdessen auf der Tankstelle mithilft. Besonders gut polierte Zapfsäulen machen ihn glücklich. Als er erfährt, dass seine Eltern ihn auf eine weit entfernte Sonderschule schicken wollen beschließt er, in den Krieg zu ziehen, da das nach seinem Verständnis nur richtige Männer tun. Auf einem nahe gelegenen Hochplateau stößt er dann auf Viviane und fühlt sich zum ersten Mal in seinem Leben richtig verstanden.

Shell erzählt ganz schnörkellos von seiner kleinen überschaubaren Welt rund um die Tankstelle seiner Eltern, in der er sich geborgen fühlt. Kontakt zu Gleichaltrigen hat er nicht mehr und bisher aber auch nicht vermisst, da er viel zu oft Opfer ihrer Hänseleien aufgrund seiner offensichtlichen Andersartigkeit war.

Durch seine Freundschaft zu Viviane lernt er viele Dinge auch durch ihre Augen zu sehen und wie schön es sein kann, besondere Dinge miteinander teilen zu können.

Shell hat sich ganz schnell einen Platz in meinem Herzen erobern können, da er ein sehr sympathischer Junge ist und andere Fertigkeiten entwickelt hat, die ihn liebenswert machen. Faszinierend fand ich den Gegensatz zwischen der Unfähigkeit bzw. Überforderung, sich selbständig um Nahrung und Getränke zu kümmern, andererseits aber tiefgründig über Gott und die Welt zu philosophieren.

Auch Viviane, die die Königin des Hochplateaus sein möchte, scheint eine Einzelgängerin zu sein. Leider sind mir bei dieser Figur zu viele aufgeworfene Fragen unbeantwortet geblieben.

Der wundervolle Schreibstil hat mich von Beginn der Geschichte an gefesselt und es war leicht, Shell bei seiner „Reise“ zu begleiten. Allerdings ist es kein Buch, das man so nebenbei mitlesen kann.

Lediglich mit dem Ende kann ich mich immer noch nicht anfreunden. Es ist mir zu offen, lässt zu viele Möglichkeiten zu und mich am Ende etwas unbefriedigt zurück. Aber vielleicht hat der Autor ja gerade das bezweckt, die Fantasie der Leserschaft anzukurbeln, damit sich jede/r ein Ende ganz nach dem eigenen Geschmack ausdenken kann.

Trotzdem 5 verdiente Sterne

Kommentare

wandagreen kommentierte am 12. April 2019 um 11:19

Fein, dass es dir auch so gut gefallen hat. Das Ende ist traurig, aber folgerichtig.