Rezension

Eine gefährliche Flucht

Die verlorene Tochter der Sternbergs - Armando Lucas Correa

Die verlorene Tochter der Sternbergs
von Armando Lucas Correa

Bewertet mit 3.5 Sternen

Europa zu der Zeit des Nationalsozialismus: In Berlin wird das Leben für Juden immer schwieriger. Etliche sind 1939 bereits geflohen. Ihr Mann Julius wird ins Lager Sachsenhausen gebracht. Nun beschließt auch endlich Amanda Sternberg, ihre Töchter Viera und Lina in Sicherheit zu bringen. Sie will die Kinder mit dem Schiff nach Kuba schicken. Während sie die sechsjährige Viera in der Obhut eines Paares überlässt, damit die Kleine in Übersee Rettung findet, bringt sie die Trennung von Lina nicht über sich. Mit der Jüngsten flieht Amanda nach Frankreich. Auch dort drohen jedoch die Gefahren, sie einzuholen...

„Die verlorene Tochter der Sternbergs“ ist ein Roman von Armando Lucas Correa.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus sechs Kapiteln. Diese wiederum erstrecken sich über sechs Teile. Es gibt dabei mehrere Erzählstränge. Der erste beginnt im Jahr 2015 in New York. Zudem spielt die Handlung in den Jahren 1933 bis 1947 an wechselnden Orten. Zeit- und Ortsangaben erleichtern die Orientierung. Zwischendurch werden Briefe eingestreut. Der Aufbau des Romans wirkt gut durchdacht.

Der Schreibstil ist angenehm und anschaulich. Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven. 

Wieder einmal hat der Autor einen Roman auf der Basis wahrer Begebenheiten geschaffen. In seiner Anmerkung am Ende des Buches dokumentiert er, woher die Idee zu der Geschichte stammt, in der eine Menge Potenzial steckt. Zudem liefert der Schriftsteller einige interessante Zusatzinformationen. Das belegt seine fundierte Recherche. Anders als bei seinem empfehlenswerten Debüt, „Das Erbe der Rosenthals“, hatte ich beim Lesen des Romans allerdings nicht das Gefühl, viel Wissen über die Historie zu erfahren, denn die geschichtlichen Hintergründe sind in seinem neuesten Werk weniger prominent eingeflochten und weniger fesselnd.

Die wohl größte Schwäche des Romans sind für mich die Charaktere, dabei ist die Grundkonstellation durchaus spannend. Leider blieben mir die Protagonisten weitgehend fremd und machen größtenteils sogar einen unsympathischen Eindruck. Einige Verhaltensweisen erschließen sich mir nicht und erscheinen wenig authentisch, obwohl der Leser Einsichten in das Denken und Fühlen der Personen erhält.

Auch inhaltlich kann mich der Roman nur bedingt überzeugen, denn trotz teils recht dramatischer Ereignisse konnte mich die Geschichte emotional nicht so recht erreichen. Zum Teil verliert die Handlung ihren Fokus, schneidet mal dieses und jenes an und macht etliche Sprünge, was den Lesegenuss erschwert hat. Zwar ist die Geschichte durchaus unterhaltsam. Eine richtige Sogwirkung wollte sich bei mir aber nicht einstellen.

Das Cover ist ansprechend gestaltet und passt gut zur Geschichte. Der englischsprachige Originaltitel („The lost daughter“) wurde übernommen und ergänzt, was ebenfalls keine schlechte Entscheidung war.

Mein Fazit:
Anders als bei „Das Erbe der Rosenthals“ hat mich Armando Lucas Correa dieses Mal nicht begeistern können. In mehrfacher Hinsicht kommt „Die verlorene Tochter der Sternbergs“ nicht an sein anderes Buch heran. Wer jedoch nicht mit allzu hohen Erwartungen in die Lektüre startet, hat auch damit kurzweilige Lesestunden.