Rezension

Eine gelungene Fortsetzung

Vollendet - Der Aufstand - Neal Shusterman

Vollendet - Der Aufstand
von Neal Shusterman

*Dies ist eine Fortsetzung, die Rezension enthält möglicherweise Spoiler zum ersten Teil!*
 
zum Inhalt:
Auch wenn Connor, Risa und Lev der Umwandlung entgehen konnten gibt es noch immer viele andere Jugendliche, die sich vor diesem Schicksal fürchten müssen, der Kampf ist noch lange nicht zu Ende. Connor ist nun der Anführer des Flugzeugfriedhofs wo Wandler Zuflucht suchen. Diese Aufgabe ist alles andere als einfach und mit einer grossen Verantwortung verbunden. Risa leidet darunter im Rollstuhl zu sitzen und hat das Gefühl nutzlos zu sein. Auch Lev hat Probleme sich mit seiner neuen Situation zurecht zu finden und neu zu starten. Die drei sind jedoch nicht die einzigen mit Problemen. Starkey, Miracolina und Cam haben alle auch so ihre Probleme, die auf die eine oder andere Art mit der Umwandlung zu tun haben...
 
meine Meinung:
Der erste Teil der Vollendet-Reihe konnte mich letztes Jahr richtig begeistern und war eines meiner Jahreshighlights. Dementsprechend bin ich mit ziemlich hohen Erwartungen an dieses Buch heran gegangen. Vor dem Lesen hatte ich allerdings Sorgen, dass ich mich an vieles aus dem ersten Teil nicht mehr würde erinnern können. Der Autor hat jedoch einen sehr unterhaltsamen Weg gefunden dieses Problem zu lösen, denn am Anfang des Buches hat es eine Art "Quiz" welches einem die wichtigsten Ereignisse wieder ins Gedächtnis ruft.
 
Somit konnte ich direkt wieder in die Geschichte und die Geschehnisse eintauchen. Das Buch konnte mich auch sofort fesseln und war wirklich von der ersten bis zur letzten Seite spannend und vor allem auch überraschend. Die Handlung ist super actionreich und sogar mit rund 540 Seiten weisst das Buch keine Längen auf. Dennoch gab es anfangs ein paar Dinge, die meinen Lesefluss etwas störten. Zum einen war mein Gehirn irgendwie auf Vergangenheitsform eingestellt und ich war anfangs ständig irritiert davon, dass die Geschichte in der Gegenwartsform und in der dritten Person geschrieben ist, irgendwie wollte mein Gehirn das einfach nicht verstehen. Ausserdem gibt es im Text immer wieder "Werbeanzeigen", die für die Umwandlung werben. Besonders am Anfang sind diese ziemlich häufig und obschon sie interessant waren, war ich oft versucht sie zu überspringen, weil ich sie als störend empfand.
 
Die Welt in der Vollendet spielt konnte mich wieder genauso schocken wie im ersten Teil, obschon ich dieses Mal doch eigentlich darauf vorbereitet gewesen wäre. Der Hauptgrund weshalb diese Dystopie mich so zum Nachdenken bringt ist, weil sie so realistisch erscheint. Dies unterstreicht der Autor mit realen Quellen, die aufzeigen wie weit wir in der heutigen Welt schon sind. Besonders die Statistiken zum Organhandel fand ich echt erschreckend.

Ich fand es auch sehr gut, dass es in der Geschichte nicht einfach schwarz und weiss gibt. Es gibt auch Wandler, mit bösen Absichten, die Dinge tun, die Falsch sind und es gibt auch Situationen wo man sich überlegt, ob die Umwandlung nicht vielleicht doch gute Seiten hat. Keine Seite ist nur gut und keine nur schlecht, dennoch ist ziemlich eindeutig wo die Sympathien des Lesers liegen.

Auch die Charaktere haben mir wieder gut gefallen. Neben alten Bekannten wie Connor, Risa und Lev trifft man auch auf neue viele neue Charaktere. Diese waren alle sehr unterschiedlich und es war super interessant ihre verschiedenen Sichtweisen und Meinungen zu lesen. Dadurch, dass es jedoch wirklich viele verschiedene Sichtweisen gibt, kamen meiner Meinung nach ein paar Charaktere ein bisschen zu kurz. Besonders über Connor, Risa und Lev hätte ich ehrlich gesagt gerne ein bisschen mehr gelesen, da ich sie irgendwie lieber mag, als die neuen Figuren.

Doch auch die neuen Charaktere waren durchaus interessant. Als erstes lernt man Starkey kennen, seine Eltern wollen ihn umwandeln lassen, doch er schafft es zu fliehen. Er ist anfangs ein riesiger Fan des Flüchtlings aus Akron, doch als er Connor persönlich kennen lernt ist er enttäuscht von ihm. Ich mochte Starkey von Anfang an nicht. Ich will jetzt nicht zu viel über ihn verraten, aber am Ende habe ich ihn sogar richtig gehasst.
Miracolina ist mir lange ein Rätsel geblieben. Sie ist ein Zehntopfer, obschon ihre Familie nicht einmal wirklich religiös ist. Sie ist allerdings zufrieden mit ihrem Schicksal und sieht es als ihre Bestimmung an umgewandelt zu werden. Sie ist sehr starrköpfig, doch ich mit der Zeit begonnen habe ich begonnen sie zu mögen.
Cam ist der geheimnisvollste der neuen Figuren. Er ist etwas ganz Besonderes und obschon ich ihn lange nicht mochte, fand ich seine Kapitel doch immer sehr interessant. Seine Figur hat mich auch wirklich sehr zum Nachdenken angeregt.

Das Cover gleicht dem des ersten Teils sehr, nur ist es blutiger. Ich finde es zwar nicht wirklich schön, doch es passt irgendwie zum Buch und fängt auch die düstere Atmosphäre der Geschichte ein. Ich frage mich aber, wie es mit den anderen Teilen weiter gehen soll, ob das Cover irgendwann komplett rot ist. Der Untertitel Der Aufstand passt eigentlich nicht schlecht, ich bin schon mal gespannt wie der nächste Teil heissen wird.
 
Fazit:
Vollendet - Der Aufstand konnte meine hohen Erwartungen durchaus erfüllen, auch wenn mir der erste Teil noch etwas besser gefallen hat. Die Geschichte war wieder super spannend, überraschend und erschreckend realistisch. Ausserdem trifft man nicht nur auf alte Bekannte, sondern lernt auch mehrere interessante neue Charaktere kennen.