Rezension

eine gelungene Fortsetzung!

Verliebt in Hollyhill - Alexandra Pilz

Verliebt in Hollyhill
von Alexandra Pilz

Bewertet mit 4 Sternen

Liebe ist Drama in Reinform
- Seite 302

Inhalt:

Emily ist zurück! Zurück in Hollyhill, dem kleinen Dorf im Dartmoor, und zurück in der Gegenwart. Gemeinsam mit Matt hat sie in den schrillen 80er Jahren einen Mörder gejagd, das Geheimnis ihrer Herkunft gelüftet und sich Hals über Kopf in den wortkargen Jungen verliebt. Doch der scheint sie plötzlich nicht mehr zu wollen. Vielmehr tut er alles, damit Emily sich für München und gegen das Leben als Zeitreisende entscheidet. Doch bevor sie herausfinden kann, wieso ihre Beziehung zu Matt so kompliziert ist, wird Hollyhill erneut in die Vergangenheit katapultiert – und Emily gleich mit. Es ist das Jahr 1811, die Zeit romantischer Regency-Kleider und eleganter Hochsteckfrisuren, und wie aus dem Nichts taucht eine Kutsche in Hollyhill auf, mit einer bewusstlosen jungen Frau darauf. Die Suche nach ihrer Herkunft, führt zu einem abgelegenen Herrenhaus, in das sich Emily, Matt und der charismatische Cullum als Bedienstete einschleichen. Sie ahnen nicht, welch düstere Geheimnisse sich hinter den alten Mauern verbergen – und welche dramatischen Auswirkungen diese auch auf Emilys Zukunft haben …

DANKE AN DEN HEYNE VERLAG FÜR DIE ZUSENDUNG DIESES REZENSIONSEXEMPLARES

Cover:

Das Cover gefällt mir bald noch besser als das des ersten Teiles. Es ist wieder herrlich verspielt, wie auch schon der erste Teil. Doch anstatt eines grelle, strahlenden gelbes, welches gute Laune und Spaß verspricht, finde man hier nur ein trauriger wirkenderes blau. Auf dem "richtigen" Buch wirkt es sogar noch um einiges dunkler als auf den Bildern im Internet. Da nimmt dem Buch etwas die Gelassenheit und den Gute-Laune-Faktor, allerdings passt diese etwas gedrücktere Atmosphäre auch viel besser zu dieser Geschichte. Und trotzdem finden sich auch hier wieder die niedlichen Zeichnungen in Form von schwarzen Silhouetten, welche einfach zu dieser Reihe gehören und gleich schon zeigen, wohin wir in diesem Buch entführt werden.

Schreibstil:

Der Schreibstil hat sich im Vergleich zum ersten Teil nicht wirklich verändert. Immer noch schafft Pilz mit ihrem einfachen Schreibstil eine sehr ausdrucksstarke Atmosphäre und macht das Buch zu einem richtigen Pageturner. Der Schreibstil lässt in diesem Buch manchmal wirklich ernsthaftere und ruhigere Töne anklingen, trotzdem büßt dieser kaum ein Quäntchen Humor ein. Oft musste ich beim Lesen schmunzeln. Pilz versteht es, ihre Leser gut zu unterhalten, alleine schon mit ihrem flüssigen Schreibstil. Mit diesem schafft sie im England des 19. Jahrhunderts eine krimiartige Atmosphäre, ohne dabei das typische "Jane Austen Feeling" zu verschenken. Auch die Spannung hat sie in ihrem Stil nicht außer Acht gelassen, sodass die Seiten nur so fliegen. Trotzdem vermisse ich bei Pilz Schreibstil noch das Gewisse etwas, ihre persönliche Note, was sie von anderen abhebt. Sozusagen, dass Tüpfelchen auf dem i.

Handlung:

Ich habe diesen Teil gleich nach dem ersten gelesen, und obwohl viele es anders sehen, so finde ich den zweiten Teil doch deutlich spannender als den ersteren. Was allerdings auch daran liegen kann, dass Pilz ihre Protagonisten diesmal in eine Zeit reisen lässt, in welcher man deutlich mehr Möglichkeiten hat, eine Handlung zu gestalten.

Im ersten Teil hat Pilz die beiden Protagonisten in das England der 1980er Jahre geschickt, um Quayle zu jagen. Sicher, die 80er Jahre sind auf jeden Fall mal etwas anderes, als immer nur dieses Zeitgespringe um 1800. Trotzdem ist es doch relativ unspektakulär. Auch die Handlung war dort ziemlich schnell entschieden.

In diesem Teil nimmt die Zeitreise und das Rätsel des "Falles" der Dorfbewohner bei weitem mehr Platz ein. Am Anfang der Geschichte lernen wir erst einmal schnell noch zwei neue, zentrale Figuren kennen: Chloe und Cullum, welche in der weiteren Geschichte noch eine wichtige Rolle spielen werden. Man findet sehr schnell wieder in die Geschichte rein, da das Buch nahtlos an den ersten Teil anschließt und vieles noch einmal kurz durch Emily reflektiert wird. Emily befindet sich nun schon 5 Tage in Hollyhill, sollte bald zurück nach Deutschland reisen. Die Frage ist, ob sie das wirklich möchte. Desweiteren ist sie verwirrt. Matt, mit welchen sie doch so innig gewesen war, ein Kuss, ein intimes Gespräch...all dass scheint auf einmal weg zu sein. Denn Matt möchte, dass sie Hollyhill verlässt, wobei er von Chloe und Cullum, übrigens Geschwister, sehr unterstützt wird. Auch diese emotionale Handlung nimmt eine wichtigen Teil des Buches ein. Wie wird sich Emily entscheiden? Wie steht sie wirklich zu Matt?

Ein anderer Strang widmet sich ganz der Zeitreise und dem Fall, den es nun zu lösen gilt. Emily und die Dorfbewohner werden allesamt nach 1811 geschickt. Dort angekommen sehen sie auch schon gleich, worin das Rätsel besteht, welches sie zu lösen haben. Ein halbtotes Mädchen fällt ihnen praktisch vor die Füße. Um die Geheimnisse um diese "Amber" zu lösen, nehmen Emily, Matt und Cullum an einem Gut in der Nähe von Hollyhill eine Stelle an, als Gärtner, Stallbursche und Mädchen. Nun beginnt das Rätselraten, dass Spurensuchen...und das Erkunden der Zeit. Denn neben kleinen Krimiallüren erleben wir vor allem Emilys Alltag als Mädchen im 19. Jahrhundert mit. Insgesamt werden viele Familiengeheimnisse aufgedeckt und die spannende Geschichte mit gut durchdachter Idee hält einige Überraschungen bereit.

Auch das Ende hat mich mehr als überrascht. Einerseits würde er nun ganz gut als Abschluss der Reihe sich eignen, andererseits hat er mich überhaupt nicht zufriedengestellt! Ich hoffe, es ist ein weiterer Teil geplant. Denn nun, im zweiten Teil, konnte mich Hollyhill sehr überzeugen. Die witzige, traurige und spannende Geschichte hat mich nun einfach mitreißen können.

Personen:

Die Personen in Hollyhill muss man einfach ins Herz schließen. Sie allesamt sind irgendwie liebenswürdig,  zumindest die meisten.

Emily hat sich in diesem Buch nicht großartig verändert, was ein bisschen Schade war. Ab und zu hatte sie wirklich gut Ansätze für ein paar neue Charakterzüge. Dann war sie auf einmal nicht mehr das kleine, schwache Mädchen, das dauernd traurig ist. Dann war sie mal schlagfertig und ironisch. Wenn gerade kein anderer aus Hollyhill da war, dann hatte ich das Gefühl, dass Emily viel selbstbewusster ist. Sie macht Sachen, die sie sonst nicht macht und wird einen immer sympathischer. Doch sobald jemand aus Hollyhill ins Spiel kommt, verkriecht sie sich wieder in ihr Schneckenhaus und bemitleidet sich selbst. Das ist irgendwie Schade, denn eigentlich ist Emily ein interessanter, liebenswerter Charakter, mit welchem man gerne auf Reisen geht, um die Zeit zu erkunden. Doch irgendwie wurde ich bis heute nicht so recht warm mit ihrer Art.

Wen ich wirklich in mein Herz geschlossen habe, ist die kleine Milly, welche in diesem Buch dazukommt. Es handelt sich um ein kleines Mädchen aus den 19. Jahrhundert, welches mit viel Intelligenz und Lebensfreude ganz schnell mein Herz erobert hat. Eine kleine Künstlerin, welche eine traurige Vergangenheit hat, aber mehr Lebensfreude hat als ihre restliche Familie zusammen.

Matt ist mir in diesem Teil viel blasser und unsympathischer begegnet als im ersten Teil. Er verhält sich ziemlich seltsam, mal möchte man ihn nur knuddeln und lieb haben, aber manchmal könnte man ihn auch einfach nur erwürgen. Matt verhält sich so launisch und wechselhaft gegenüber Emily und vielen anderen Dorfbewohnern, dass ich einfach nicht verstehen kann, wie ihn trotzdem alle noch mögen können. Besonders der obligatorische Bad Boy ist für mich nicht wirklich nötig. Trotzdem gehört auch Matt zur Hollyhill Familie.

Und leider muss ich sagen, dass ich die beiden „bösen“ Mitglieder des Dorfes, Chloe und Cullum, ebenfalls nicht leiden kann. Normalerweise finde ich die Unsympathischen, bösen Charaktere meistens viel spannender, sympathischer und einfach komplexer als die restlichen „guten“ Charaktere. Doch Chloe und Cullum waren mir dafür einfach zu blass und zu oberflächlich gezeichnet. Sie tauchten einerseits kaum auf, hatten nicht wirklich soooo berauschende Gründe für ihr Pöbeln und waren mir durch und durch unsympathisch.

Fazit:

Schade, irgendwie hört auch diese Rezension sich eher negativ an. Doch lasst euch gesagt sein, auch ich bin verliebt in Hollyhill, in seine Bewohner, in seine Geschichten. Und in dieses Buch. Obwohl dieses Buch kleine Ecken und Kanten hat und sicherlich nicht perfekt ist, so hat dieses Buch doch irgendwie alles, was ein gutes Buch braucht. Es hat einen flüssigen Schreibstil, der humorvoll und emotional zugleich ist und eine schöne, typisch englische Krimiatmosphäre aufbaut, eine spannende, überraschende Geschichte vor einer tollen Kulisse, und liebenswerte, wenn auch etwas blasse Figuren, die die Handlung unterhaltsam begleiten.

Insgesamt kann ich sagen, dass dieses Buch mich gut unterhalten hat und ich auf eine weitere Reise nach Hollyhill hoffe. Ich vergebe 4 Sterne für dieses Buch und eine Leseempfehlung.