Rezension

Eine gelungene Fortsetzung mit überraschendem Ende

Rette mich vor dir - Tahereh Mafi

Rette mich vor dir
von Tahereh Mafi

Wem schon der erste Teil gefallen hat sollte diesen zweiten Teil auf keinen Fall verpassen, denn neben dem tollen Verlauf, der aber kaum voran kommt, zeigte dieser Teil neben Liebe auch wundervolle Freundschaften. Dazu kommt ein besonderer, der sich zum ersten Teil nochmal weiterentwickelt, Schreibstil mit einer einzigartigen Protagonistin, die mir als Leser, nicht nur in philosophischer Hinsicht, eine neue Weltsicht eröffnet hat.

"Vielleicht ist die Welt heute ein pralles Spiegelei." (Erster Satz)
Obwohl Juliette nun in Sicherheit ist und sowohl einen Ganzkörperanzug als auch Handschuhe trägt, kann sie
sich nicht integrieren. Und auch Adam darf sie nicht mehr so oft sehen, denn sie soll beginnen ihre Fähigkeiten zu trainieren. Dabei soll ihr Kenji helfen, aber sie macht es ihm nicht gerade einfach, dazu kommt, dass sie sich immer tiefer in ihrem Selbstmitleid vergräbt. Schließlich muss sie auch noch feststellen, dass Adam ein Geheimnis vor ihr hat und das könnte ihr den Rest geben.

Meinung:

Auch in dieser Fortsetzung durfte ich erfreut erkennen, dass Juliette ein wirklich sehr außergewöhnlicher Charakter ist, der aber auch nicht um, für uns normale, alltägliche Probleme herumkommt. Für mich war es auch dieses Mal wahnsinnig interessant mal einen Blick auf die Welt zu werfen, wie Juliette sie sieht. Ihre Gedanken, die durch den Schreibstil besonders gut herauskommen, machten ich auch dieses Mal überaus nachdenklich.
Schon beim ersten Teil fand ich es toll, dass diese Welt nur durch die Protagonistin so anders scheint, obwohl sie vielen anderen politischen Systemen in anderen Dystopien ähnelt.
Auch der Schreibstil sagte mir bei diesem Band wieder sehr zu. Nein, er konnte mich noch mehr überzeugen, als schon im ersten Teil, da die Übersetzung zum einen sehr elegant viele Fremdwörter einbaut und andererseits der originelle Schreibstil der Autorin trotz Übersetzung noch hervorscheint. Durch dieses besondere etwas, einem interessanten Verlauf, der aber eine Weile lang still zu stehen scheint, und einem überaus spannendem Ende fließen die Seiten nur so dahin.
Juliette an sich fällt in diesem Band zwar wieder in tiefes Selbstmitleid, wandelt sich aber im Verlauf des Buches - naja - nicht ganz um 180°, aber für ihre Situation scheint es zumindest wie 180°.  Außerdem zeigt sie ganz neue Charakterzüge und Perspektiven auf, dabei bleibt aber ihre philosophische Ader erhalten.
Diese Sorgen auch in vielen Situation für geballte Emotionen, die einen erschüttern können.
Dafür hat unter anderem Kenji gesorgt, der das komplette Gegenstück zu Juliette gebildet hat und so für neuen Antrieb sorgte. Ich war ziemlich erstaunt über seine Wichtigkeit, da er mir im ersten Teil nicht so sehr aufgefallen ist, aber nun freu ich mich ihn im letzten Band wieder zu treffen. Adam war in diesem Band leider nicht so präsent, weshalb ich keine neue Entwicklung, bis auf seine Kräfte, entdecken konnte. Dafür erscheint aber schon bald eine Kurzgeschichte aus seiner Sicht, die das ausgleicht, weshalb mich seine Abwesenheit kaum gestört hat.
Das Ende hat mich total überrascht, aber ich bin froh, dass die Autorin nicht 20 Seiten früher aufgehört hat, denn sonst wäre ich total durchgedreht. Aber das richtige Ende ist dennoch offen und scheint sehr vielversprechend.