Rezension

Eine gelungene Mischung aus Autobiographie, Ratgeber und Sachbuch

Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben
von Matt Haig

Bewertet mit 5 Sternen

Gebundene Ausgabe: 304 Seiten
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft (18. März 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3423280716
Originaltitel: REASONS TO STAY ALIVE
Preis: 18,90 €
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Eine gelungene Mischung aus Autobiographie, Ratgeber und Sachbuch

Inhalt:
Matt Haig erkrankte im Alter von 24 Jahren an einer schweren Depression mit Angststörung, die sein Leben komplett aus der Bahn warf. In diesem Buch berichtet er über seine Erfahrungen mit dieser tückischen Krankheit. Aber er gibt auch Tipps, wie man damit umgehen kann und zählt medizinische und gesellschaftliche Fakten auf.

Meine Meinung:
Das Buch ist in 5 Teile gegliedert: 1. Fallen 2. Landen 3. Aufstehen 4. Leben 5. Sein. Ich finde, man kann darin sehr schön die verschiedenen Entwicklungsstufen eines an einer Depression Erkrankten sehen.

Matt Haigs unterhaltsamer Schreibstil besticht durch eine Leichtigkeit mit der nötigen Prise Humor, die dafür sorgt, dass man sich von diesem erdrückenden Thema nicht unterkriegen lässt. Dabei erzählt er sehr persönlich von seinen schwarzen Gedanken, seiner Mutlosigkeit, von der schweren Entscheidung, welche Socken er anziehen soll, von seinen immensen Schwierigkeiten im Alltag, aber auch davon, dass es einen Weg aus dem Tunnel gibt, dass am Ende ein Licht ist, zu dem man sich Schritt für Schritt vorkämpfen muss und auch kann.

Der Autor hat meine volle Hochachtung dafür, dass er uns Lesern gegenüber so offen und ehrlich über ein Thema spricht, das von vielen belächelt wird bzw. mit einem Tabu belegt ist. Man kann diese Krankheit nicht sehen, man kann sie nicht messen. Deshalb bekommen viele Betroffene immer wieder zu hören „Stell dich nicht so an, reiß dich zusammen!“ oder ähnliche sinnlose Phrasen. Man kann sich als Nicht-Betroffener kaum vorstellen, was in einem depressiven Menschen vorgeht. Hier gibt uns Matt Haig einen intensiven Einblick. Wobei natürlich die Krankheit bei jedem anders aussieht und wir nur die Depression von Matt Haig kennenlernen, aber man kann sich doch zumindest ein Bild davon machen, in welche Richtung das geht und wie sehr die Erkrankten leiden.

Besonders gut haben mir die Dialoge seines damaligen Ichs mit seinem heutigen Ich gefallen, wobei das heutige versucht, das damalige zu überzeugen, dass es sich lohnt zu kämpfen, dass es einen Weg aus dem schwarzen Loch heraus gibt (sonst gäbe es ja das heutige Ich nicht in dieser Form). Diese Dialoge sind zum einen ganz witzig, zum anderen steckt aber auch so viel Weisheit in ihnen.

Auch die ziemlich guten Gründe, am Leben zu bleiben, die der Autor von anderen Betroffenen im Internet gesammelt hat, finde ich beeindruckend. Da sind sehr viele tiefgründige Dinge dabei, aber auch so banale wie Sonnenaufgänge. Denn für jeden einzelnen schönen Moment lohnt es sich zu leben. Und diese Momente wird es in jedem Leben immer wieder geben, auch wenn man momentan nicht so recht dran glauben kann.

Fazit:
Ich möchte dieses Büchlein allen selbst Betroffenen, Angehörigen und Menschen, die sich einfach für andere interessieren, ans Herz legen. Sicher wird jeder den ein oder anderen Satz daraus als für sich wertvoll empfinden.

★★★★★

Ich danke dem dtv für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars.