Rezension

Eine gelungene und atmossphärische Geschichte

Goddess of Poison - Tödliche Berührung - Melinda Salisbury

Goddess of Poison - Tödliche Berührung
von Melinda Salisbury

Es ist lange her, dass mich ein Buch aus dem Genre Fantasy wirklich überzeugen konnte und ich bemerke, dass ich mich von gehypten Büchern lieber fernhalten sollte, denn meist sind diese für mich sehr enttäuschend, obwohl sie eine breite Masse von Lesern für sich einnehmen konnten. Dabei stelle ich gar keine großen Ansprüche an eine Geschichte und ich lasse mich sehr gerne in fremde, stimmungsvolle und magische Welten entführen. Die Ideen dafür müssen auch nicht neu sein. Jedoch sollten diese gut ausgearbeitet sein. Genau, wie der Weltentwurf und dessen Kulisse. Die Handlung sollte sich mit tiefgründigen Themen und literarischen Figuren beschäftigen, die mich packen, mich nicht mehr loslassen und sehr neugierig machen. Mich beim Lesen aufwühlen und tausend Fragen in mir heraufbeschwören.

Nach zahlreichen Fehlgriffen und abgebrochenen Geschichten befürchtete ich schon, dass ich ein für alle Mal für dieses Genre verdorben bin. Doch dann entdeckte ich eine vielversprechende Geschichte, die mir vor allem wegen dem wunderschönen Cover ins Auge stach: „Goddess of Poison –Tödliche Berührung“ von Melinda Salisbury. Nachdem ich mich an dem außergewöhnlich schönen Cover sattgesehen und ich die ersten Zeilen gelesen hatte, wusste ich, dass dieses Buch mich nicht enttäuschen würde. Und so blieb es vom ersten bis zum letzten Kapitel. Was nicht zuletzt an der faszinierenden literarischen Hauptfigur lag.

Das Faszinierende an Twylla ist ihr ganzes Wesen und eine Besonderheit, die sie wie eine Aura umschmeichelt und zugleich sehr bedrohlich macht. Obgleich ihres bescheidenen und liebenswerten Charakters. Mit ihren siebzehn Jahren hat Twylla schon viele schreckliche Dinge erlebt: freudige wie leidvolle. Als Tochter einer Sündenesserin stammt sie aus ärmlichen Verhältnissen. Bis sie eines Tages ein göttliches Schicksal ereilt und sie ärmliches Leben hinter sich lassen kann. Die Königin erkennt in Twylla die Verkörperung der großen Göttin und plötzlich wird sie im ganzen Land verehrt. Doch dieses Schicksal hat auch eine Schattenseite, die sie zum einsamsten Menschen der Welt macht: Jeden Monat aufs Neue muss Twylla ein tödliches Gift trinken, gegen das nur sie immun ist. Doch jeder, der sie berührt, erleidet einen qualvollen Tod.
Zu viel möchte ich euch nicht verraten, denn jeder sollte diese Geschichte und seine literarische Hauptfigur ganz allein für sich entdecken.

Aber nicht nur Twylla hat mich in ihren Bann gezogen. In den kleineren Rückblicken in ihre Kindheit lernen wir Leser auch Twyllas Mutter die Sündenesserin kennen. Die immer dann gerufen wird, wenn jemand gestorben ist, um den Toten von seinen Sünden zu befreien und sie buchstäblich zu essen. Die Rituale rund um den Tod waren für mich sehr eindrucksvoll.
Die interessanten und tiefgründigen Themen zeigen auf erstaunliche Weise, wie wir Menschen gestrickt sind. Dass wir schon immer an eine oder mehrere Gottheiten geglaubt haben und dieser Glaube vielen von uns Halt gibt. Und dass es immer machtbesessene Menschen gab, die diesen starken Glauben für sich ausgenutzt haben.

„Goddess of Poison – Tödliche Berührung“ ist eine etwas ruhigere Geschichte, die jedoch mit jedem gelesenen Kapitel ein wenig mehr brodelt. Auch wenn die eine oder andere Wendung vorhersehbar war und ich mir manchmal einen etwas höheren Gruselfaktor gewünscht hätte, kam beim Lesen keine Langweile auf. Der tiefgründige und sehr bildgewaltige Schreibstil, mit dem Melinda Salisbury ihrer eigentlich fantastischen Geschichte einen historischen und manchmal märchenhaften Touch verleiht, hat mich bestens unterhalten. Manchmal erinnerte mich dieser Stil an eine sehr erfolgreiche deutsche Autorin: Nina Blazon, die gewissermaßen zu meinen Lieblingsautorinnen zählt.

„Goddess of Poison – Tödliche Berührung“ von Melinda Salisbury kann man – obwohl es der Auftakt zu einer Trilogie ist -, auch sehr gut als Einzelband lesen. Das Ende ist in sich abgeschlossen, lässt aber viel Freiraum für eigene Gedanken, wie diese schöne Geschichte um Glauben, Sagen, Lügen, Liebe und Verrat wohl weitergesponnen wird. Das Schöne ist, dass man hier nicht erst auf eine Übersetzung hoffen muss, denn Band 2 - „The Sleeping Prince“-, wird im Februar 2017 bei Bloomoon erscheinen.
 

 

www.kathrineverdeen.blogspot.de