Rezension

Eine geniale Story mit Superhelden...oder welchen, die es werden wollen

Wild Cards 01 - Das Spiel der Spiele - George R. R. Martin

Wild Cards, Die zweite Generation - Das Spiel der Spiele
von George R. R. Martin

Bewertet mit 4 Sternen

Leute, dieses Buch ist genial! Schon alleine die Vorbemerkung ist ein gigantischer Einstieg:
Der verbrecherische Dr. Tod stolpert in einem außerirdischen Raumschiff das Alienvirus Takis-A und erpresst von seinem Luftschiff die Bevölkerung Mannhattans damit. Um einen Angriff zu verhindern, versuchte ein heldenhafter Pilot den Schurken aufzuhalten - und opferte bei dem Versuch sein Leben! Eine lebende Legende war geboren: Jetboy!
Rasend schnell breitete sich das Virus aus. Der Erreger überschreibt die menschliche DNA und führt zu Mutationen. Doch nicht alle Betroffenen erleiden dasselbe Schicksal, sondern es ist wei beim Pokern: Manche haben gute Karten, andere nicht. Aber seien wir ehrlich: Die meisten haben Pech, ziehen die Pikdame und gehen drauf. Nur jeder Zehnte zieht einen Joker, verwandelt sich auf häufig groteske Weise, kommt aber mit dem Leben davon. Heute sind die Joker nicht mehr aus der Gesellschaft wegzudenken.
Nur den allerwenigsten spielt das Virus ein Ass in die Hand. Diesen Glücklichen verleiht die Mutation meist keine sichtbaren Merkmale, sondern besondere, übernatürliche Fähigkeiten.

S. 7

Die Geschichte spielt in einer Welt, wie unseren mit Sorgen, Liebe, Krieg und Fernsehshows. Nur mit dem Unterschied, dass es eben Menschen mit besonderen Fähigkeiten gibt. Warum diese also nicht für eine neue Show nutzen? Die Idee zu American Hero ist geboren! Nach einem erfolgreichen Casting werden verschiedene Asse ausgesucht und in vier Teams (Herz, Kreuz, Pik, Karo) gesteckt.

"Hiermit beginnt die erste von insgesamt zwölf Wochen voller Spannung, Überraschungen, Herzschmerz und - das hoffen wir besonders - Heldenmut, wie es sie noch nie gegeben hat. Wir haben das ganze Land durchkämmt nach neuen Assen, nach mächtigen Fähigkeiten und nach Menschen, die das Zeug dazu haben, die Welt zu verändern. Willkommen bei American Hero!"
S. 82/83

Während wir also hinter die Kulissen schauen, ist das nicht die einzige Handlung. Ganz zu Anfang wird eine Zwischensequenz eingestreut, die etwa in der Hälfte des Buches vertieft wird. Durch einen durch ein Ass verübten Anschlag werden lebende Götter und ihre Götter nicht nur aus ihren Heimen vertrieben. Sie werden gejagt, die Lager werden überfallen, Nachzügler werden drangsaliert und Dörfer niedergebrannt oder Brunnen vergiftet, damit die Flüchtlinge nicht an Wasser, Nahrung und Benzin herankommen.

"Amerika..."
"...guckt Fernsehen. John hat es uns erzählt. Platikbabys gehen bei Hausbränden drauf, Schauspieler rauben Banken aus, Lügen, Verführung und Verrat, alles ganz toll zum Anschauen. Es war idiotisch vom alten Kemel, uns zu Göttern zu machen. Er hätte Fernsehstars aus uns machen sollen, dann würde sich die Welt vielleicht dafür interessieren, was mit uns geschieht. Aber nein, wir sind nur Joker, die in der Wüste verrecken, und keiner von uns gewinnt dabei eine Million Dollar."
Er hatte nicht ganz unrecht, fand Klaus.

S. 352

Da stellt sich einem die Frage:

"Nun, was macht für dich einen Helden aus?", fragte Ink.
"Nicht nur Taten von körperlichem Heldenmut. Was ist schon ein Held, wenn man ihm nicht vertrauen kann. Was ist ein Held, wenn er seinen Freund verrät? Was ist ein Held, der immer erst an sich selbst denkt?" Ich sah Ink in die Augen. "Das ist nicht heldenhaft. Das kann jeder. Das machen wir alle. Aber ein Held versucht, es besser zu machen."

S. 212

Abwechselnd haben neun Autoren:
Daniel Abraham
Melinda M. Snodgrass
Carrie Vaughn
Michael Cassutt
Caroline Spector
John Jos. Miller
George R.R. Martin
Ian Gregillis
und S. L. Farrell
an diesem Buch geschrieben und es bei diesem schwierigen Spagat geschafft,  dieses Buch zu etwas besonderem zu machen!
Die unterschiedlichen Kanidaten erzählen aus der Ich-Perspektive, pro Kapitel ein anderer Autor, sodass wir die Gelegenheit haben, sie besser kennenzulernen. Ich muss zugeben, nicht jeden habe ich gemocht, waren doch sehr unterschiedliche Charaktere dabei. Das empfinde ich jetzt nicht als negativen Punkt, es macht das Buch realistisch.
Der lockere Beginn baute nach und nach nicht nur Spannung auf sondern auch die Ernsthaftigkeit.
Sehr kritisch werden aktuelle Themen behandelt, ohne dabei den Zeigefinger auszustrecken um zu tadeln. Viele Sätze ließen mich innehalten, so erschreckend ernüchternd ist der Bezug zur Realität!

Auf eine Fortsetzung freue ich mich allemal, denn ...
"... ich habe erfahren, dass sie eine zweite Staffel von American Hero drehen wollen. Viel Spaß damit, Jungs.
Ich weiß nämlich nicht, wie ihr die erste Staffel noch toppen wollt.

S. 539