Rezension

Eine Geschichte aus dem Innern der 68 Bewegung

Das Verschwinden des Philip S. - Ulrike Edschmid

Das Verschwinden des Philip S.
von Ulrike Edschmid

Bewertet mit 3.5 Sternen

 

Philip S. stirbt nach einem Schusswechsel mit der Polizei auf einem Parkplatz irgendwo im Nirgendwo. Das ist die Ausgangssituation. Es ist das Jahr 1975 Zeit des Deutschen Herbstes. Die RAF und andere terroristische Ableger der ehemaligen außerparlamentarischen Opposition führen den Kampf gegen das System mit Gewalt. Es ist die Zeit der „Stadtguerilla“

Jahre später macht sich seine ehemalige Freundin auf die Suche und nimmt den Leser mit auf eine Reise in die Vergangenheit.

Wer war Philip S., der junge Filmstudent aus der Schweiz, der ihr so lange ein liebevoller Partner und ihrem Kind ein wundervoller Ersatzvater war? Warum wurde er zum Terrorristen und was ist auf jenem Parkplatz im Nirgendwo wirklich passiert?

Der  Leser begleitet sie zu ihrem ersten Zusammentreffen mit S. in Berlin und folgt der sich langsam entwickelnden Beziehung. Von dort folgt er dem gemeinsamen Lebensweg durch die Wirren der 68 Bewegung. Aus Sicht der direkt Beteiligten erlebt er den  Schah Besuch in Berlin 1967 und den Tod von Benno Ohnesorg ebenso wie das Attentat auf Rudi Dutschke. Das junge Paar beginnt sich mit jenen zu solidarisieren die den bewaffneten Kampf aufnehmen. Es gibt erste Konflikte mit der Staatsmacht.  Doch S. reicht das nicht. Er beginnt den Weg in die Illegalität vorzubereiten und entfremdet sich zunehmend von seiner Partnerin.

Das Verschwinden des Philip S.  ist ein leiser Roman über eine laute Zeit. Die Autorin erzählt die Geschichte ihrer Liebe und deren langsames Entschwinden. Dies alles vor dem Hintergrund realer Ereignisse und unter Einbindung realer Personen der Ereignisse aus der Zeit des deutschen Herbstes ohne jedoch Namen zu nennen. Trotzdem sind diese leicht wiederzuerkennen, was der Geschichte etwas Dokumentarisches verleiht.

Ich habe dieses Buch großem Interesse gelesen und fand diese ganz andere Sicht aus dem „Inneren“ der anfänglichen Protestbewegung der 68 und ihre Entwicklung hin zu den Anfängen der späteren Stadtguerilla überaus interessant und spannend. Auch wenn man als Leser ja das „Ende“ der Geschichte kennt gibt es zum Schluss eben doch noch eine Überraschung.

 

 

Kommentare

Sebastian Kretzschmar kommentierte am 21. August 2013 um 21:09

Hab ich auch sehr gerne gelesen das Büchlein. Mal eine andere Herangehensweise, als der 'Komplex'.

Sebastian Kretzschmar kommentierte am 21. August 2013 um 21:15

Gleich mal meine eigene Rezension gepostet ;-)