Rezension

Eine Geschichte, die berührt

Irgendwo im Glück - Anna McPartlin

Irgendwo im Glück, 6 Audio-CDs
von Anna McPartlin

Bewertet mit 5 Sternen

Maisie Bean ist eine Frau, die schon einiges im Leben erlebt hat. Ihr erstes Date endet so gut wie mit einer Vergewaltigung, aus der ihr Sohn Jeremy hervorging. Natürlich kam im damaligen Irland keine alleinstehende Mutter in Frage, so dass sie auch auf Drängen ihrer Mutter den Mann heiratete. Sie bekam ein weiteres Kind, Valerie. 
Ihr Mann hielt nichts von Zurückhaltung den Frauen gegenüber und schlug Maisie regelmäßig, bis es eines Tages so schlimm war, dass er sie fast umbrachte. Sie trennte sich von ihm und zog mit ihren Kindern zu ihrer Mutter.
Bald brauchte auch ihre Mutter Unterstützung, denn sie glitt so langsam in die Demenz. Maisie und ihre Kinder pflegten die Großmutter, die sie sehr liebten.
Jeremy und Valerie sind vom Charakter her sehr unterschiedlich. Während Jeremy der eher ruhige und sensible Typ ist, der die Repressalien des Vaters bewusst miterlebt hat, ist Valerie starr- und eigensinnig.
Alles ändert sich, als Jeremy eines Tages nicht nach Hause kommt...

Das Buch beginnt im Jahr 2015 und schildert die Dinge, die vor 20 Jahren geschehen sind.
Schon die Worte von Maisie im Jahr 2015, die sagen, dass Jeremy gewaltsam gezeugt und gewaltsam gestorben ist, lässt den Leser innehalten.
Wie soll ein Buch einen jetzt noch gefangen nehmen, wenn einem diese Tatsache gleich zu Beginn des Buches präsentiert wird? 

Aber es funktioniert. Als Leser wird man langsam in die Geschichte eingeführt. Man lernt die einzelnen Protagonisten in ihrer normalen Umgebung kennen. Der Leser erfährt den Leidensweg von Maisie, ist mit dabei, wenn Bridie, die Großmutter, lichte Momente des Erkennens hat, erlebt die aufmüpfige Valerie und den sensiblen Jeremy. Ebenso lernt man Jeremys Freunde kennen, ganz besonders seinen Freund Rave. 
Doch Jeremy hütet ein Geheimnis, von dem weder seine Mutter noch sein bester Freund weiß. Es zermürbt ihn, macht ihn unglücklich. Als Leser leidet man förmlich mit ihm mit. 

Als Jeremy verschwunden ist, gibt Maisie keine Minute auf, ihren Sohn zu suchen. Ihm kann nur etwas zugestoßen sein, denn er würde sie und die Familie nie so ohne weiteres verlassen, da ist sie sich ziemlich sicher. Aber es vergehen Tage und es gibt niemanden, der ihn gesehen hat.
Große Unterstützung erfährt sie durch ihren Freund Fred, den Polizisten, und ihre Freundin Lynn, die immer zur Stelle ist, wenn sie gebraucht wird und immer ein offenes Ohr hat.
Solche Freunde wünscht man sich selber.

Jeder der Protagonisten ist in seiner Art einzigartig. Schicksalsschläge sind in der Familie nicht dazu da, den Kopf in den Sand zu stecken, sondern die Herausforderungen anzunehmen. Das macht jeder auf seine Weise und der Zusammenhalt in der Familie ist deutlich spürbar.
Der Autorin Anna McPartlin ist es ein weiteres Mal gelungen, den Leser zu fesseln und in die Geschichte mit zu integrieren. Man kann gar nicht anders, man lebt mit den Protagonisten mit, leidet mit ihnen und fühlt mit ihnen. 

Ich habe dieses Buch als Hörbuch erlebt und war, wie schon des öfteren, begeistert von der Lesung durch die Schauspielerin und Hörbuchsprecherin Nina Petri. Sie versteht es gekonnt, den Figuren Leben einzuhauchen und diese agieren zu lassen.
Es macht Spaß, ihr zuzuhören und das Buch im Geiste gemeinsam mit ihr zu lesen. Sie ist eine gute Wahl zur Einlesung des Buches.

Auch dieses Buch von Anna McPartlin beschäftigt sich mit schwierigen Themen, mit denen sich auch der Leser dann zwangsläufig auseinandersetzt.
Ein Buch, das gelesen werden will und sollte.

Ich empfehle es sehr gern weiter.