Rezension

Eine Geschichte, die das Herz berührt

Liebten wir
von Nina Blazon

Bewertet mit 5 Sternen

Die Wahrheit hinter der schönen Fassade

Moira und Aino könnten Enkeltochter und Großmutter sein, als sie die Fähre nach Finnland besteigen, doch eigentlich sind sie eine wilde Zwangsgemeinschaft auf der Flucht vor der Enge ihrer Familie. Während die Jüngere ihre unschöne Vergangenheit vergessen möchte, will die Ältere sie endlich aufarbeiten – und so kommen sich die beiden Frauen zwangsläufig sehr nahe und lernen mit Hilfe der anderen einen vollkommen neuen Blickwinkel auf das Geschehen kennen.

Dieser Roman lebt durch die Echtheit seiner beiden Hauptprotagonistinnen, er erzählt und beschreibt die Lebensgeschichte zweier Frauen, die in jungen Jahren sehr schwere Zeiten erlebt haben und ihr Leben dennoch gemeistert haben. Er sensibilisiert den Leser für die menschlichen Schicksale während eines Krieges, zeigt die Abhängigkeit von anderen Menschen, die Unveränderlichkeit von bitteren Enttäuschungen und verschiedene Auswege aus einem persönlichen Dilemma. Konfrontation versus Flucht. Schöne Bilder versus echte, gelebte Augenblicke. Nina Blazon gelingt es durch ihren harmonischen, fließenden Erzählstil den Leser nicht nur am Geschehen teilhaben zu lassen, sondern ihn regelrecht in die Geschichte einzubeziehen. Es fällt schwer, sich keine eigene Meinung zu bilden, es gelingt nicht eine Person zu lieben und die andere nicht zu mögen – alles scheint seine ureigene Berechtigung zu haben. Außerdem zeugt das Geschriebene von Niveau, es regt zum Nachdenken an und hinterlässt eine unumstößliche Wahrheit: „Wie auch immer dein Lebensweg aussehen mag, es gibt einen wichtigen Moment, der zählt, der dich ausmacht, der alles erklärt, alles an seinen Platz rückt und alles vollendet.“

Fazit: Ein wunderschöner, einfühlsamer, ehrlicher und überzeugender Roman. Bestens geeignet für Liebhaber persönlicher Schicksalsromane, die zumindest entfernt der Überzeugung anhängen „Jeder ist seines Glückes Schmied“. Dennoch würde ich das Buch als klassischen Frauenroman einstufen, obwohl es fast gänzlich ohne Klischees auskommt.