Rezension

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Eine Geschichte die Lust auf "Meer" macht!

Aquamarin - Andreas Eschbach

Aquamarin
von Andreas Eschbach

Eine schlimme Verletzung verbietet der 16-jährigen Saha schon von klein auf jegliche Berührung mit Wasser. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, wenn man in einer Stadt lebt, die dirket am Meer liegt, und dazu noch Seahaven heißt! Doch Saha hat sich strickt an dieses Verbot gehalten, bis zu jenem Vorfall, der ihr Leben verändert. Zum ersten Mal wagt sich Saha in den angeblich so bedrohlichen Ozean und entdeckt eine unglaubliche Gabe an sich. Eine Gabe, die ihr ziemlich viel Ärger einbringen kann, falls jemand davon erfährt. Denn in der Welt, in der Saha lebt, werden Menschen wie sie nicht gerne gesehen...

Danke nochmal, das ich mitlesen durfte! Ich hatte eine Menge Spaß!

Zuallererst: Ich liebe dieses Cover, und könnte ich es heiraten, ich würde es tun! :D Nein, Spaß beiseite! Trotz des atemberaubenden Covers (Im Ernst: Ich liebe es!), habe ich ziemlich lange geschwankt, wie viel Sterne ich denn geben soll. Ich war wahnsinnig angetan von der Grundidee, aber teilweise enttäuscht von der Umsetzung, da, meines Erachtens, Potenzial verschenkt wurde. Aber alles der Reihe nach!

Saha ist eine recht nette, bodenständige und angenehme Hauptprotagonistin. Aber sie war eben nur NETT. Insgesamt war mir Saha, vor allem am Anfang, zu blass und zu 0815. Sie hatte keine wirkliche eigene und außergewöhnliche Persönlichkeit, die einen Charakter erst so richtig liebenswert macht. Erst als sie ihre Gabe entdeckt, wird sie stärker und selbstbewusster, und mir somit etwas sympathischer. Leider konnte ich sie bis zum Ende nicht vollständig ins Herz schließen. Dieses ganze „Dazugehören-Wollen“ von ihr ging mir teilweise tierisch auf die Nerven. Warum will man mit absolut hirnlosen Hühnern befreundet sein, die den ganzen Tag über belanglose Dinge, wie Jungs und Make-Up reden?! Das wollte mir einfach nicht in den Kopf! Zumal sie in Pigrit ja wirklich einen guten Freund gefunden hatte... Natürlich war ich dann auch gar nicht angetan von diesem Ganzen „Vom hässlichen Entlein, zum wunderschönen Schwan“-Getue. Auf diese ganze Verschönerungsaktion wurde mir im Mittelteil einfach zu sehr der Fokus gelegt, als darauf, die Geschichte rund um Sahas Gabe weiterzuführen. Vor allem finde ich die Message die da hintersteht mehr als fragwürdig: Verändere dich, damit andere dich akzeptieren?! Was für ein Bild soll das denn den Jugendlichen vermitteln?

Die Nebencharaktere waren, finde ich, sehr gut ausgearbeitet. Pigrit war mit mein Lieblingscharakter! Ich mochte ihn einfach total gerne. Er war klug, bodenständig, sympathisch und hatte immer etwas zu sagen. Er stand Saha immer mit einer helfenden Hand zur Seite, hat sie unterstützt wo es nur ging; so stelle ich mir einen wahren Freund vor! Die langsam wachsende Freundschaft zwischen Saha und ihm fand ich wirklich schön mit anzusehen. Und nein, da ist nicht mehr zwischen den beiden, wirklich nicht. Ganz im Gegenteil, „Aquamarin“ kommt völlig OHNE eine schmalzige Lovestory aus, die den ganzen Roman einnimmt, wie in manch anderen Jugendbüchern. Ich fand das mal herrlich erfrischend! Tante Mildred fand ich auch ganz wunderbar! Sie ist seit dem Tod von Sahas Mutter ihr Vormund, und versucht was sie kann um Saha das Leben in Seahaven so angenehm wie möglich zu machen. Sie hat es als Taubstumme wirklich nicht leicht, aber sie ist trotz einsamer Kindheit und anstrengendem Alltag, ein so hoffnungsvoller und lebensfroher Mensch, das man sie eigentlich nur ins Herz schließen kann! Auch die anderen Charaktere, wie die Brenshaws, Carilja oder wie Pigrits Vater der Professor, waren allesamt interessante und gut ausgearbeitete Charaktere.

Ein leider sehr großer Kritikpunkt für mich, sind die fehlenden Überraschungsmomente. Eigentlich gab es nur einen einzigen. Ansonsten war die ganze Geschichte mehr als vorhersehbar, was ich immer sehr schade finde. Erst ganz am Ende, hat es Herr Eschbach endlich geschafft mich doch noch zu überraschen. Obwohl ich sagen muss, dass ich die Szene eher witzig fand, als beängstigend (was glaube ich eher beabsichtigt war...). Als der wahre Übeltäter (oder die Übeltäterin? Wer weiß?) plötzlich hinter ihnen klatschend auftaucht, habe ich direkt an einen James-Bond-Bösewicht gedacht. Im Ernst, es hat nur noch der Drehstuhl und die weiße Katze gefehlt! :D Trotzdem war das Ende insgesamt sehr spannend und interessant, und macht definitiv Lust auf eine Fortsetzung, da für meinen Teil noch Fragen offen bleiben, die unbedingt geklärt werden müssen!

Die dystopische Welt (der ganze Roman spielt um das Jahr 2051), die der Autor geschaffen hat ist wahnsinnig faszinierend! Ich war regelrecht begeistert von den Beschreibungen dieser so andersartigen Welt. Und wie anders sie ist: Ich meine, die haben dort nicht einmal mehr Papierbücher! Alles ist nur noch digital! Schreckliche Vorstellung, oder? :O

Ich verteile eigentlich nur ungern „halbe“ Sternchen, aber hier konnte ich mich bis zum bitteren Ende nicht entscheiden, ob ich nun vier oder doch drei Sterne vergeben soll. Drei erschienen mir schlicht weg zu wenig, für diese innovative Thematik in dieser interessanten Jugenddystopie, aber für vier Sterne haben mir doch zu viele Sachen nicht gefallen. Also muss ich wohl oder übel 3,5 Sterne geben, mit der Tendenz zu 4 Sternen!

Fazit: Ein nettes Jugendbuch mit mal ganz anderer Thematik: Eine schöne Meergeschichte mit einigen Schwächen. Wer bei mangelhafter Spannung und fehlenden Überraschungsmomenten ein Auge zudrücken kann, dem kann ich „Aquamarin“ getrost empfehlen!