Rezension

Eine Geschichte, die trotz kleiner Schwächen unterhält

Das Glück schmeckt nach Zitroneneis - Abby Clements

Das Glück schmeckt nach Zitroneneis
von Abby Clements

Bewertet mit 3.5 Sternen

"Behutsam hielt Anna ihre Tochter im Arm und spürte, wie die Liebe zu diesem kleinen Wesen sie fast überwältigte. Als sie Matteo zwei Jahre zuvor kennengelernt hatte, hatte sie geglaubt, dass man unmöglich jemanden mehr lieben könnte, als sie Matteo liebte. Aber dieses kleine Mädchen mit seinen geballten Fäusten, den winzigen Zehen und den rosigen Wangen war so vollkommen, so bereit, ihre Reise in die Welt anzutreten, so voller Potential."

 

 

"Das Glück schmeckt nach Zitroneneis" ist der Nachfolgeband von "Viviens himmlisches Eiscafè". Es kann aber auch problemlos ohne diesen Vorgängerband gelesen werden, da alle relevanten Details von der Autorin Abby Clements wieder aufgegriffen werden. Ich selbst kannte Teil Eins nicht und hatte nicht das Gefühl, dass mir Informationen fehlten. 

 

Im Buch lernen wir die zwei englischen Schwestern Anna und Imogen kennen, die das Eiscafé ihrer verstorbenen Großmutter Vivien übernommen haben. Während Imogen ihre Liebe für das Fotografieren und Reisen entdeckt, geht Anna mit ihrem Mann voll und ganz in ihrer Arbeit auf. Wenn da nicht das Heimweh von Matteo wäre. Er entstammt der berühmtesten italienischen Eisfamilie Bonomi und was liegt da näher, den Versuch zu wagen im sonnigen Italien Fuß zu fassen. Doch wird es Anna und Matteo gelingen die traditionellen Italiener mit ihren gewagten Kreationen zu überzeugen? Oder behält die "Mamma Elisa" recht mit ihren Vorstellungen wie italienische Eiscreme zu schmecken hat? Und wer ist diese geheimnisvolle Clarissa mit den traurigen, sehnsüchtigen Augen, die ins Gästehaus der Eltern zieht? 

 

Angepriesen wird der Roman mit folgendem Satz:  "Eine zuckersüße Geschichte um Amore und Famiglia!" Gerade das Richtige, wenn man wie ich sehnsüchtig auf den Sommer wartet. Ich hatte mir eine leichte, lockere Lektüre erhofft. Eine Geschichte, die ohne großes Nachdenken unterhält. Und das tut sie. Der Schreibstil ist leicht zu lesen und man findet sich schnell im Familiengefüge und den Örtlichkeiten zurecht. Für mich wurden allerdings zu viele Dinge in zu wenigen Worten verpackt. Immer, wenn man gerade dabei war mitzufiebern oder Sympathien für eine Person zu entwickeln, wechselt die Geschichte wieder und wieder zwischen den Geschehnissen in England und Italien. Obwohl ich wirklich ein großer Fan von kurzen Kapiteln bin, hätte ich mir hier ausführlichere Beschreibungen gewünscht, damit man als Leser auch Emotionen entwickeln und mitfiebern kann. So bleibt die Geschichte doch eher an der Oberfläche. 

Trotzdem nimmt sie im Verlauf gehörig an Fahrt auf und hat mich gut unterhalten. 

 

Sehr schön fande ich die Erinnerungen die Großmutter, die widersprüchlichen Gefühle von Imogen für ihren Freund Finn und die Schilderungen der Amalfiküste und von Capri. Da habe selbst ich Fernweh bekommen. Wenn ich einmal in Italien bin, würde ich diese Gegend wirklich gern einmal kennenlernen. Sehr einprägsam war auch die italienische Schwiegermutter, "die nur in homöopathischen Dosen zu ertragen war". Energisch und selbstbewusst wirbelt sie den Alltag, dort wo sie auftaucht, gehörig durcheinander. 

Die Autorin spricht (verdeckt) auch Probleme an, die sicher jeder von uns kennt: Sehnsucht nach den eigenen Wurzeln und der Heimat, Verlust und Trauer oder auch den Umgang mit unserer Vergangenheit und mit Veränderungen. 

"Wo man eine Geschichte hatte, stieß man auch auf Spuren dunklerer Zeiten, auf Probleme, die sich jeder Lösung versperrten, und auf Gefühle und Menschen, die man lieber vergessen würde."

 

"Das Glück schmeckt nach Zitroneneis" wurde im April 2017 im Mira Taschenbuchverlag veröffentlich. 2015 erschien es unter dem Titel "The Heavenly Italien Ice Cream Shop" in der englischen Originalausgabe. 

Das Cover macht defintiv Lust auf den Sommer. Für mich persönlich hätte es eine Abbildung des Springbrunnens auf dem Platz perfekt gemacht. Aber auch so bekommt man beim Anblick Lust auf den Sommer, auf Sonne und Eiscreme.  

 

Fazit: 

Ein, trotz seiner 314 Seiten, leichter, kurzweiliger Roman, mit viel Potential, das leider nicht vollkommen ausgeschöpft wurde und der für mein Empfinden auch gern ein bisschen mehr italienischen Esprit hätte haben dürfen. Die Geschichte unterhält aber trotz kleiner Schwächen und sorgt sicher für schöne Stunden am Strand oder auf dem Balkon und bekommt von mir 3,5 von 5 möglichen Sternen.