Rezension

Eine Geschichte über das Vergessen

Unter uns nur Wolken - Anna Pfeffer

Unter uns nur Wolken
von Anna Pfeffer

Bewertet mit 4 Sternen

Anika hat wirklich Pech, denn sie erwischt ausgerechnet ihre beste Freundin mit ihrem Freund Noah. Das lässt sie von einem Moment auf den anderen obdach- und mittellos werden. Gleichzeitig sucht Tom eine neue Pflegerin für seinen Großvater Florian, dessen Launen und gemeine Späße schon so einige in die Flucht geschlagen haben. Da er auch unter Alzheimer leidet, ist es gar nicht so einfach, Ersatz zu finden. Deshalb kommt ihm die Bewerbung von Anika gerade recht. So findet diese kurzfristig ohne jegliche Vorkenntnisse die Anstellung als Pflegerin für den alten Mann, wo sie auch wohnen kann. Aber Florian stellt sie sehr schnell mit seinem Verhalten auf die Probe, was Anika an ihre Grenzen bringt. Doch in wenigen lichten Momenten, wenn Florian in Plauderlaune ist, dann erfährt Anika auch etwas von den Dingen, die ihm am Herzen liegen. Dabei kommen sich die beiden auch menschlich näher…

Das Autorenduo Mayrhofer/Schmit hat unter dem Namen Anna Pfeffer mit ihrem gemeinsamen Buch “Unter uns nur Wolken” einen unterhaltsamen und humorigen Roman mit einem ernsten Thema vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig-leicht und stellt den Leser schnell an die Seite von Anika, um sie auf Schritt und Tritt zu begleiten und sie bei ihrem neuen Lebensabschnitt und allen damit verbundenen Erlebnissen zu beobachten. Die Autorinnen haben sich mit dem Thema Alzheimer und Pflege zwei nicht gerade leichte Themen ausgesucht, diese aber mit einer Leichtigkeit und einem wunderbaren Witz in eine warmherzige Geschichte verpackt, was den Leser während der Lektüre zu gleichen Teilen an- und berührt. Das traurige Vergessen von Dingen und Menschen, die einmal eine große Rolle im Leben gespielt haben, sowie kurze lichte Momente, in denen sich der Kranke erinnert ebenso wie die Einsamkeit, die mit dieser Krankheit einhergeht, ob für den Betroffenen oder die Angehörigen, das geht an Herz und Seele. Wer solch einen Fall in der Familie hat, kommt oftmals an seine Grenzen und leidet selbst mit wie ein Hund. Den Autorinnen ist es sehr gut gelungen, die Thematik gleichzeitig locker und spannend zu verpacken und mit Witz der doch recht traurigen Realität den Schrecken etwas zu nehmen.

Die Charaktere sind sehr liebvoll ausgearbeitet und in Szene gesetzt worden. Sie besitzen individuelle Ecken und Kanten, wirken lebensnah und authentisch. Der Leser kommt ihnen während der Lektüre recht nah und kann mit ihnen hoffen und bangen und sich gut in sie hineinversetzen. Anika ist eine mutige Frau, denn sie bewirbt sich ohne jegliche Erfahrung als Pflegerin. Natürlich ist die Bewerbung in der Not geboren, doch sie nimmt die Herausforderung an und gibt nicht so schnell auf, auch, wenn sie an ihre Grenzen stößt. Sie strahlt Wärme und Vertrauen aus, ist hilfsbereit und einfühlsam. Florian ist ein netter Mann, der sich um seinen Großvater sorgt. Er möchte ihn nicht allein wissen und braucht jemanden, auf den er sich verlassen kann. Florian ist ein an Alzheimer erkrankter alter Mann. Die Diagnose macht ihm Angst, aber sie macht ihn auch wütend. Er will sich nicht in die Abhängigkeit begeben, verleugnet, dass er nicht mehr alles allein machen kann. Um sich gegen sein Schicksal zu wehren, vergrault und vergrätzt er alle um sich herum. Niemand soll seine Hilflosigkeit sehen.

“Unter uns nur Wolken” ist ein sehr unterhaltsamer und gleichzeitig berührender Roman, der ein ernstes Thema mit einem wunderbaren Witz transportiert. Schöne Lesestunden, die eine Empfehlung verdienen!