Rezension

Eine Geschichte über Diskriminierung, Hass und Vorurteile, aber auch über Freundschaft, Mut und bedingungslose Liebe

Summ, wenn du das Lied nicht kennst - Bianca Marais

Summ, wenn du das Lied nicht kennst
von Bianca Marais

Bewertet mit 4 Sternen

Südafrika, 1976. Ausgelöst durch den Studentenaufstand, nehmen zwei tragische Schicksale ihren Lauf.
Die 9-jährige Robin verliert ihre Eltern, und die 49-jährige Beauty muss ihre Söhne zurücklassen um ihre Tochter zu suchen. So grundverschieden die beiden auch sein mögen, ein weißes Mädchen aus einem mittelständischen Haus und die schwarze ehemalige Lehrerin - das Schicksal führt sie zusammen. Und das, obwohl keine der beiden sich eigentlich darauf einlassen dürfte.

Schon immer hatte ich ein Faible für Geschichten über Diskriminierung und Vorurteile. Jedoch geht die Thematik in diesem Fall sogar noch tiefer als nur über Apartheid. Bianca Marais beschäftigt sich -und somit uns Leser- ebenso mit Antisemitismus und Homophobie. An sich ist jedes für sich bereits ein sehr ernstes und trauriges Thema, indem sie uns diese jedoch durch die beiden Protagonistinnen erleben lässt, verleiht sie diesen zusätzliche Intensität.
Dadurch, dass das Geschehen im Wechsel zwischen den beiden, jeweils aus der Ich-Perspektive erzählt, bekommt dieser extreme und emotionale Grundtenor, etwas lebendiges, das mich mehrmals schlucken ließ und mir die Tränen in die Augen trieb.
Ich weiß nicht, wie es euch mit diesen Themen geht, aber mich machen sie einfach nur traurig und wütend! Obwohl ich schon lange Geschichten und Schicksale in diesem Bereich lese, bin ich dennoch immer wieder fassungslos über eine derartige Intoleranz und Ungerechtigkeit. Ich glaube spätestens nach dem Film „the Help“, war meine Leidenschaft dafür endgültig geweckt. Kennt ihr nicht? Na dann schleunigstens nachholen ;)
Wie bereits erwähnt, verleiht die Tiefe der Charaktere dem Ganzen noch zusätzliche Schärfe, da ich durch diese durchgehend mit ihnen mitgefiebert habe. Das kleine entwurzelte Mädchen und die schon allein durchs Leben gedemütigte Frau ließen mir das Herz aufgehen. Vor allem, da die Autorin ihnen -gleichzeitig zu dem trostlosen Hintergrund- eine schöne Portion Humor mit auf den Weg gibt, denn diese wird dringend benötigt um das Ganze etwas aufzuhellen.
Zumal das ganze Ausmaß dieses „Martyriums“ sehr bildhaft und detailliert dargestellt wird.

Ein weiterer Aspekt, der mich sehr nachdenklich gestimmt hat, ist das Thema „Glaube“. Ich komme immer wieder ins Grübeln, wie sich Menschen, die so viel Leid erfahren müssen, einen derart unerschütterlichen Glauben an Gott bewahren können... Hier habe ich mich mehrfach beim Grübeln erwischt, ich bin gespannt, wie es euch ergehen wird.

Einzig, den letzten Teil der Geschichte, hätte ich mir anders gewünscht. Da sind Robins Ideen und Handlungsweisen für meinen Geschmack etwas zu weit hergeholt und übertrieben, wobei ich ehrlich gesagt nicht ganz verstehe, wieso die Autorin das so gewählt hat. Ich für meinen Teil hatte den anfänglichen Stil bevorzugt.

Für mich ist „Summ, wenn du das Lied nicht kennst“ eine wirklich bewegendes Buch, das mich sowohl emotional, als auch beeinflusst durch tatsächliche Ereignisse, sehr fasziniert hat. Eine Geschichte über Diskriminierung, Hass und Vorurteile, aber auch über Freundschaft, Mut und bedingungslose Liebe.