Rezension

Eine grandiose Reihe, ein absolutes Mustread

Dark Palace - Die letzte Tür tötet - Vic James

Dark Palace - Die letzte Tür tötet
von Vic James

Inhalt:
Die Handlung knüpft fast nahtlos an das Ende des letzten Bandes an, in dem Kanzler Zelston durch ein Attentat getötet wurde. Das Regime reagiert mit zahlreichen Schikanen und Repressionen.
Luke, der offensichtlich für den Mord verantwortlich zeichnet, soll seine Strafe unter der Obhut von Lord Croven auf der gefürchteten Festung Eileau Dóchais absitzen, während seine Familie in Sippenhaft genommen und in die Sklavenstadt Millmoor verbannt wurde.
Doch noch während der Fahrt gelingt der ältesten Tochter der Familie, Abi, die Flucht. Sie begibt sich auf die Suche nach Meilyr Jackson – alias Doc Jackson –, um ihn um Hilfe zu bitten. Luke ist, davon ist sie überzeugt, unschuldig und Teil einer gut durchdachten Intrige. Er muss so schnell wie möglich aus Crovans Fängen befreit werden, der dafür bekannt ist, Menschen mit Hilfe seinen Foltermethoden mental zu brechen.
Währenddessen hat die Familie Jardin die Situation genutzt. Der älteste der Jardingeschwister, Gavar, leidet allerdings unter den neuen Entwicklungen. Sein Vater, der durch den Tod des Kanzlers zum vorläufigen Herrscher aufgestiegen ist, möchte während seiner Amtszeit rigeros gegen die Geschicklosen vorgehen. Gavars geliebte Tochter, der Bastard, ist vor diesem Hintergrund ein Dorn im Auge des neuen Hofes. Auch die Hochzeit mit Bouda, die stets machiavellistisch handelt, und stets den eigenen Karriereambitionen nacheifert, nervt Gavar.
Silyen hingegen, sieht der Zukunft gelassen entgegen. Er ist im Grunde ein Puppenspieler, der vor nichts Halt macht, um die Puppen zum Tanzen zu bringen. Die Anerkennung des übermächtigen Vaters hat er längst erlangt.
Bleibt noch der letzte Sohn, Jenner, der mit magischen Begabungen nicht gesegnet ist wie seine Brüder. Seine Liebe zu Abi, einer Gewöhnlichen und zugleich der Schwester desjenigen, der für den Mord an den Kanzler verurteilt wurde, wird nicht geduldet. Jenner muss seine Gefühle und Wünsche im Geheimen ausleben. Wie lange wird er diese innere Zerrissenheit ertragen? Für welche Seite wird er sich letztlich entscheiden?

Im Detail:
Der zweite Band von Dark Palace beginnt an der Stelle, an der Teil eins geendet hat. Der Mord an Kanzler Zelston liegt noch nicht lange zurück. Ganz eindeutig wollte Luke an besagtem Abend eigentlich jemand anderen erschießen. Doch im letzten Moment schwenkte er die Waffe von Whittam Jardin auf Kanzler Zelston. Abi und Gavar haben ihre jeweiligen Theorien, wie es zu diesem Vorfall kommen konnte.Vic James versteht es, eine Geschichte zu erzählen und gleichzeitig sukzessive immer mehr Spannung zu erzeugen. Sie wechselt immer dann in eine andere Szene, wenn es gerade spannend wird. Das ist sehr effektiv. Die Hintergrundinformationen, die der Leser braucht, um folgen zu können und Erinnerungen der Figuren, erzählt sie dabei en passant.
Während Abi die Rebellen mit der Hoffnung aufsucht, ihren Bruder Luke zu retten, befindet sich dieser in den Händen von Crovan. Crovan ist bekannt für seine skrupellosen Foltermethoden. Einst hat er einen Mann so gebrochen, dass dieser fortan wie ein Hund in einem Zwinger lebte.
Luke und der Leser werden in diesem Band die Festung kennenlernen, auf der Luke sein Dasein fristen muss. Eileau Dóchais liegt mitten in einem magischen Gewässer. Es gibt nur zwei Türen, die die Mauern offenbaren. Eine, durch die man die Festung betreten kann und eine, durch die man sie verlassen kann. Doch diese zweite Tür, so erfährt Luke gleich bei seiner Ankunft, wird man nicht als Lebender durchschreiten.

Fazit:
Tolle Twists, clevere Auflösungen, eine Menge Aha-Momente: Auch der zweite Band von Dark Palace ist weitaus mehr als Fantasy. In einer Parallelwelt und Zeit verortet, deren Gesetzmäßigkeiten uns merkwürdig vertraut sind, würde die Geschichte wohl auch ohne Magie funktionieren. Kaum eine Gesellschaft ist schließlich so besessen von Klasseneinteilungen wie die britische. Soziologen behaupten, Briten könnten ihr Gegenüber binnen Sekunden in Ober- oder Unterschicht einordnen. Insofern ist James Buch tatsächlich eine Art „Piketty-plus- Fantasy“. Auch der französische Ökonom Thomas Piketty, Ikone der Ungleichheits-Forschung, bespielt schließlich das gleiche Thema.
Die Autorin Vic James präsentiert jedenfalls mit ihrer Dark Palace-Reihe eine grandiose und absolut lesenswerte Geschichte, die man auf keinen Fall verpassen sollte.