Rezension

Eine großartige Geschichte über den Tod und das Leben – und über das, was am Ende wirklich zählt.

Eine kurze Geschichte vom Fallen - Was ich beim Sterben über das Leben lernte - Joe Hammond

Eine kurze Geschichte vom Fallen - Was ich beim Sterben über das Leben lernte
von Joe Hammond

Bewertet mit 5 Sternen

Eine sanfte Form der Verzweiflung. Fünf Tränentage schenken Erkenntnis. Und all die Situationen, die ihn in der Vergangenheit mitgenommen hatten, fielen in eine Rubrik. Und diese neue Situation der Verzweiflung fiel in eine ganz andere. Es war ein durch und durch körperliches Gefühl. Joe Hammond ist immer davon ausgegangen, seine Söhne aufwachsen zu sehen, mit seiner Frau Gill alt zu werden. Ein Lebenstraum. Zum ersten Mal passiert es, als er seinen kleinen Sohn zur Schule bringt und merkt: Sein Körper macht auf einmal Dinge, die er nicht mehr steuern kann. Joe Hammond fällt einfach hin. Nach einem halben Jahr Ungewissheit und einer Odyssee der Arztbesuche bekommt Joe Hammond die Diagnose: Er leidet an der Motoneuron-Krankheit – eine zum Tode führende Erkrankung des motorischen Nervensystems. Und er weiß: Er hat nicht mehr viel Zeit, er wird die Kontrolle über seinen Körper, er wird sein Leben verlieren. Und die Menschen, die er am meisten liebt, verlieren ihn.
Dieses Buch ist "Eine kurze Geschichte vom Fallen" von der Traurigkeit und der Wut und der Angst, aber auch von den schönen Momenten, von Liebe und Vatersein. Und davon, wie Joe Hammond die letzten Momente mit seinem Körper erlebt, in der Gegenwart von Menschen, die ihm das Wichtigste sind. Davon, wie es sich anfühlt, wenn man weiß, dass man für seine Familie bald als Erinnerung weiterlebe. Auf vielerlei Weise ist das die erstaunlichste Zeit Joe Hammonds Lebens gewesen. Es ist ein Buch über das Abschiednehmen. Abschied von seinem Körper, der ihn von einer plötzlichen Unbeholfenheit bis in einen raumschiffähnlichen Rollstuhl führen wird. Abschied von dieser Welt, in der er immer weniger eine Rolle spielt und stattdessen auf ein ihm unbekanntes Terrain zutreibt. Abschied von Gill, seiner Frau. Und Abschied von Tom und Jimmy, seinen beiden Söhnen. Dieses Buch will Hoffnung darauf machen, dass es sich lohnt, dieses Leben zu leben. Der britische Autor und Familienvater starb im November 2019 an der Motoneuron-Krankheit. Sensibel und humorvoll zugleich erzählt er von der Wucht der Diagnose und seiner Transformation als Mensch und Vater. Ohne Rührseligkeit macht er sein Publikum zum Zeugen einer sehr persönlichen und gleichsam universellen Tragödie. Eine erschütternde Lebensgeschichte, die nichts ausspart. Ein großartiges Buch und ein Mann der mich sehr beeindruckt und an dessen Mut, Lebenslust und Humor ich mir ein Beispiel nehme. Berührend und unschlagbar witzig. Unbedingt lesen ....