Rezension

Eine großartige Idee und fesselnde Lektüre für Fans amerikanischer Gegenwartsliteratur und Kunst Hoppers

Nighthawks -

Nighthawks
von

Bewertet mit 4 Sternen

Lawrence Blocks Sammlung von 17 Kurzgeschichten in "Nighthawks" erschien bereits 2017 im Droemer Verlag. In Nighthawks hat Lawrence Block namhafte US-Autoren Geschichten zu berühmten Gemälden des Malers Hopper gesammelt. Sie ließen sich von Gemälden zu kriminalistischen Stories inspirieren und hauchen so den Bildern neues Leben ein.

Der amerikanische Maler Edward Hopper (1882 - 1967) gilt als eine Ikone des modernen Amerikanischen Realismus. Er zeigt Momentaufnahmen vom Alltagsleben und seine überwiegend in kühlen Farben dargestellten realistischen Bilder weisen auf die Einsamkeit des modernen Menschen hin. Er gilt als Chronist der amerikanischen Zivilisation.

 

Gemälde haben immer eine besondere Aussage, Wirkung oder eine Geschichte, die jeder Betrachter ganz individuell empfindet.  

Die Portraits von Edward Hopper zeigen Menschen, die in ihre Einsamkeit versunken scheinen. Das regt die Phantasie beim Betrachter an und lässt siebzehn namhafte US-Autoren ihre persönliche Geschichte schreiben.  

Wie diese Gemälde von amerikanischen Autoren empfunden werden, haben sie in ihren Geschichten  auf vielfältige Weise zum Ausdruck gebracht.

Dabei ist es interessant zu sehen, wie sich die Autoren die Story hinter dem Bild vorstellen. Da werden besondere Existenzprobleme oder einfach nur alltägliche Vorgänge beschrieben, die Figuren bekommen spezielle charakterliche Züge verpasst oder es gibt Einsichten in Schicksale oder Schauplätze, die man sich in Verbindung zu dem jeweiligen Gemälde gut vorstellen kann.

 

"Familiengeschäfte" heißt der Titel von Craig Ferguson zum Bild South Truro Church von 1930.  

 

Intensiv und sehr gelungen ist "Das Musikzimmer" von Stephen Kind zum Bild "Room in New York" (1932).

 

Joyce Carol Oates Geschichte "Die Frau am Fenster" zu Eleven A.M. von 1926 passt inhaltlich perfekt.

 

Ganz besonders eindrucksvoll finde ich hier die großartige Idee, der engen Verknüpfung von Malerei und Literatur. Da entstehen ganz eigene Geschichten, die das weiter erzählen, was auf dem Bild nur als Momentaufnahme zu sehen ist. Die Autoren setzen sich mit den Bildern intensiv auseinander und machen lesbar, was noch nicht sichtbar ist. Da gibt es Auftritte in Nachtclubs, man beobachtet New Yorker Stadtszenen oder erlebt emotionale Erlebnisse unterschiedlicher Personen.

 

Hoppers Gemälde waren mir fast gänzlich unbekannt, sie haben mich aber überwiegend angesprochen und ich habe mir meine eigenen Gedanken dazu machen können. Dagegen hat mir nicht jeder Erzählstil zugesagt, bei einigen verliert man sich in manche Stories und genießt einfach nur, andere konnten mich nicht so erreichen. Insgesamt hat man hier einen Querschnitt durch Hoppers Werke und einen Überblick verschiedenster Autoren, die man neu für sich entdecken kann. Das gefällt mir an Anthologien so sehr.

 

Wer die Werke von Hopper kennt, sollte sich dieses Buch näher ansehen, es ist die perfekte Verbindung zwischen bildender Kunst und fiktiver Geschichte. Eine großartige Idee und fesselnde Lektüre für Fans amerikanischer Gegenwartsliteratur und Kunst Hoppers.