Rezension

Eine große kleine Erzählung

Bonnie Propeller -

Bonnie Propeller
von Monika Maron

Bewertet mit 5 Sternen

Wenn eine mit vielen Preisen gewürdigte Literatin über ihren Hund, nein, über ihr Leben mit Hund, schreibt, kann nur etwas Besonderes entstehen. Und in der Tat, diese kleine Geschichte ist groß. Groß in der Sprache, groß in der Beobachtung, groß im Inhalt. Anders kann ich die Wirkung dieses kleinen großen Textes nicht zusammenfassen.

 

„Ich saß verloren in meiner Wohnung… Mein Hund war gestorben und hatte mich in die Einsamkeit entlassen.“ Die Autorin ist Jahrgang 1941. Da verweigern Tierheime eine Vermittlung. Doch intensive Internetrecherche und ein dummer Schreibfehler bewirken, dass Propeller aus Ungarn angereist kommt. Und dieser Hund sieht so ganz anders aus als auf den Internetfotos und in den Wunschträumen der Autorin: Er ist zu dick, zu klein, hat zu krumme Beine. Keine Liebe auf den ersten Blick, im Gegenteil.

 

Monika Maron deckt selbstkritisch und ironisch auf, wie oberflächlich wir nach Äußerlichkeiten beurteilen, wie wir uns abhängig machen von der Beurteilung Dritter, wie wir permanent Vergleiche anstellen und wie schwer wir uns tun, Unvollkommenes zu akzeptieren. Das allein schon ist das Lesen dieser Geschichte wert. Über ihre Form der Tierliebe könnte man vielleicht an manchen Stellen der Erzählung diskutieren, da der neue krummbeinige Hund Erwartungen und Projektionen in einem Maß erfüllen soll, das weit über seine Möglichkeiten geht. Aber Bonnie Propeller mit der den Hunden eigenen Fähigkeit der seismographischen Wahrnehmung der Menschen um ihn herum gelingt es über die Zeit hinweg auf zu Herzen gehende Weise, eine unauflösbare Bindung zu dieser im Inneren einsamen Frau aufzubauen. Und nicht nur einmal denke ich mir beim Lesen, dass Hunde die besseren Menschen sind.