Rezension

Eine große Leistung

Die Schwester des Tänzers - Eva Stachniak

Die Schwester des Tänzers
von Eva Stachniak

Bewertet mit 4 Sternen

Bronia ist die Schwester des russischen Tänzers Waslaw Nijinski. Die Autorin Eva Stachniak hat Großes geleistet, indem sie mit viel Einfühlvermögen das Leben der Tänzerin wieder aufleben lässt. Sie zeigt uns Bronias Lebensweg von 1894 bis 1939, wie ihr Weg sie von Polen nach Russland, nach Paris und London, nach Kiew und Wien und viel weiter führt. Biographie wird mit Fiktion gemischt und haucht Bronia wieder Leben ein, ihre Geschichte wirkt realistisch und authentisch. Mir gefällt wie ihr Los als Künstlerin beschrieben wurde, das ständige Dilemma zwischen Sicherheit und Freiheit eines künstlerischen Lebens, die Anstrengungen, sich als Frau zu behaupten und der Mut, Neues zu wagen. Bronias Liebe zur Kunst färbt auf den Leser ab, und nicht unbedingt die des Ballets, sondern auch der Dichtung oder der malerischen Kunst. Die Beschreibungen der Tänze kommen nicht zu kurz und werden faszinierend beschrieben. Auch der historische Kontext der Revolution und der Krieges wird nicht außer Acht gelassen, und leicht in die Geschichte mit eingewoben. Es liest sich wie ein wirkliches Leben und wird dadurch nicht langweilig. Besonders gefallen haben mir auch zwei Figuren: Djagilew zum einen und zum anderen Lewuschka. Beide sind mir ans Herz gewachsen. Ich habe schon ein anderes Buch der Autorin gelesen, den Winterpalast, und auch dort hat mich die Autorin sehr überzeugt von ihrem Können, real wirkende Lebenswege zu skizzieren.

Doch es gibt einige Dinge, die mich an diesem Buch gestört haben: Der Einstieg fiel mir etwas schwer, Waslaw spielte am Anfang eine wichtige, präsente Rolle, die im Verlauf des Buches immer schwächer und lückenhaft wurde, sodass ich das Gefühl hatte, Waslaws Geschichte käme am Ende zu kurz. Das würde ich generell über das Ende sagen: es war zu schnell und kurz, fühlte sich abgehakt an, als müsste die Autorin schnell zum Ende kommen, und es verwirrte mich zum Teil, was genau nun wo geschah.

Für alle LeserInnen, die sich für Ballett und Kunst interessieren, Russland und Geschichte und den Lebensweg einer starken Frau mitverfolgen möchten, ist dies ein gelungenes Buch mit einem sehr einnehmenden Schreibstil.