Rezension

Eine große Überraschung - mehr als ein schöner Liebesroman. Ich bin beeindruckt!

Ziemlich verliebte Freunde - Kooky Rooster

Ziemlich verliebte Freunde
von Kooky Rooster

Bewertet mit 5 Sternen

Klappentext

David wird dreißig. Seine Freundin Laura hat ein ganz besonderes Geschenk für ihn ersonnen: eine Nacht mit einem Mann. Wie wäre es mit Davids schwulem besten Freund Luke? Doch Luke lehnt ab. Weil er David liebt. Und weil er sich Größeres erhofft. Vor zehn Jahren haben er und David im Suff einen Pakt geschlossen: Wenn sie beide mit dreißig noch Single sind, versuchen sie es miteinander. Luke ist Single. David hätte noch vierundzwanzig Stunden, einer zu werden. Aber er hat den Pakt vergessen. Vielleicht hätte Luke doch zusagen sollen, nackt aus der Torte zu springen ...

 

Meine Meinung

Ich bin gerade immer noch etwas geplättet von Lukes und Davids Geschichte. Eigentlich habe ich einfach nur eine süße Liebesgeschichte für zwischendurch erwartet, die mich für ein paar Stunden ganz gut unterhält. Bekommen habe ich jedoch so viel mehr.

Es geht um bedeutend mehr als die Liebesgeschichte zweier Männer, die jahrelang nur befreundet waren und schließlich ein Liebespaar werden. Es geht um Selbstakzeptanz, das Über-sich-Hinauswachsen und Zu-sich-selbst-Stehen. Nicht nur leichte und humorvolle Töne klingen an, sondern auch stark bedrückende, traurige und teilweise sogar erschreckende, weil David so ein falsches Selbstbild hat, dass man immer wieder mit ihm leidet. Sein Selbstbewusstsein hat einen deutlichen Knacks, was sich aber erst nach einiger Zeit bemerkbar macht – und was auch Luke erst nach und nach zu registrieren scheint. David ficht einen Kampf mit sich selbst aus, rennt immer wieder davon, bis er langsam lernt, sich den schwierigen Situationen in seinem Leben zu stellen.

Luke ist dabei eine enorm große Hilfe und eine beeindruckende Person, von der wir wahrscheinlich alle in Sachen Selbstbewusstsein noch etwas lernen können. Besonders wegen ihm hat mir das Buch so viel Freude bereitet: Er ist nicht auf den Mund gefallen und versteht es, jede Situation mit einem lockeren Spruch zu entschärfen. Gerade mit diesem Talent gelingt es ihm auch, verletzte Gefühle – insbesondere die für seinen besten Freund David – mit Humor zu kaschieren. Hin und wieder erhält man einen Blick auf seine verletzliche Seite und kann den Schmerz nachvollziehen, der ihn überkommt, wenn er bei David – mal wieder – gegen Wände rennt. Trotzdem ist er eine unfassbar starke Persönlichkeit, sein Selbstbewusstsein schimmert immer wieder durch und er hat das, was David fehlt und dieser erst noch lernen muss: Selbstakzeptanz und Selbstliebe. Dabei gibt er manchmal so wahre Aussagen von sich, so plump und wie selbstverständlich dahingesagt, dass mir sogar hin und wieder die Tränen kamen: Weil es wirklich selbstverständlich sein sollte, es aber (auch heutzutage) nicht immer ist.

»Mir ist aufgefallen, dass du nie gezweifelt hast.« Sie brach ein Stück von einer Scheibe Weißbrot ab und tunkte sie ins Dressing. »An dir. Dem, was du bist.« - »Warum sollte ich auch?!«, entgegnete er schroff. (70%)

»Ist dir das echt nicht peinlich?« - »Wie ich dir gestern schon gesagt habe – ich baue eher auf das Schamgefühl anderer, als auf mein eigenes.« (92%)

Ich war selten so von einem Buchcharakter beeindruckt, von solch simplen Sätzen eingenommen. Zwar hatte ich gegen Ende immer mehr das Gefühl, dass es sich bei David und Luke um Anfang 20-Jährige (und nicht 30-Jährige) handelt – einfach, weil sie sich in meinen Augen fast schon jugendlich verhalten haben – wenn Luke aber solche Sätze von sich gegeben hat, war davon rein gar nichts mehr zu spüren. Er wirkte weise, von sich und seinen Worten von Grund auf überzeugt.

Wie unschwer zu überlesen ist, war Luke – und seine Reaktion auf Davids Unsicherheit – ein Grund, warum mich das Buch so begeistert hat. Aber auch die Liebesgeschichte selbst hatte natürlich großen Anteil daran. Ich habe den beiden ihre starken Gefühle füreinander von der ersten Seite an abgekauft und ihrem Happy End manchmal grinsend, manchmal mit bedrückt gerunzelter Stirn und dann wieder strahlend entgegengefiebert. Besonders Herzklopfen bescherend waren die Szenen, in denen andere Personen erzählt haben, wie die beiden auf sie wirken und wie David in Lukes Abwesenheit von ihm spricht, denn, da wir nur aus Lukes Sicht lesen, erfahren wir Davids Gedanken nur auf diesem Umweg – oder wenn er Luke (und uns) in seltenen Fällen daran teilhaben lässt.

Relativ am Anfang hatte ich die Befürchtung, dass die Geschichte schnell in eine Aneinanderreihung von Liebesszenen ausarten könnte, aber diese löste sich schnell in Luft auf. Die eigentliche Handlung wird zu keinem Zeitpunkt in den Hintergrund gedrängt und die Gefühlsebene der Beziehung steht definitiv im Vordergrund. Ich bin von Kooky Roosters neuem Werk positiv überrascht und sehr beeindruckt. Mit etwas Abstand werde ich das Buch sicher nochmal lesen.

 

Fazit

„Ziemlich verliebte Freunde“ hat alles, was ein guter Liebesroman braucht: Tiefgang, große Gefühle, Knistern, Herzklopfen, Humor und vielschichtige, besondere Charaktere. Für mich wirklich ein Highlight in dem Genre. 5 Sterne.