Rezension

Eine gute Dystopie mit einigen Schwächen

Mystic City 1. Das gefangene Herz - Theo Lawrence

Mystic City 1. Das gefangene Herz
von Theo Lawrence

"Ich habe immer gewusst, dass mir diese Geschichte das Herz brechen würde." -S.5

Inhalt:
New York in nicht allzu ferner Zukunft: Durch den Klimawandel ist die Stadt in Arm und Reich unterteilt und niemand wagt es diese Grenzen zu überschreiten. Doch Aria, die Tochter der mächtigsten Familien der Stadt wohnt hoch oben in den Türmen der Stadt.  Sie hat ihr Gedächtnis verloren und alles was sie noch weiß ist, dass es sie immer wieder in die Tiefen der Stadt zieht, zu den Armen und Verstoßenen.

Meine Meinung:
Als ich begann "Mystic City" zu lesen, war ich überrascht, wie sehr mich die Geschichte rund um Aria und das New York der Zukunft fesselt. Schon zu Beginn steigt der Autor direkt in das Geschehen ein und hat einen Spannungsbogen gestaltet, der unheimlich gut zum weiterlesen angeregt hat. Ich habe mit Aria mitgefiebert, habe mich gefragt was mit ihr geschehen ist und ließ mich in dieses neue Bild einer möglichen Zukunft entführen.
Denn der dystopische Anteil an der Geschichte ist wirklich gut und kreativ gestaltet. Lässt man den fantastischen Teil der Geschichte einmal außer Acht, scheint diese Zukunftsvision, die uns der Autor präsentiert gar nicht so abwegig. Denn all das ist auf den bevorstehenden Klimawandel zurückzuführen und das ganze wird so anschaulich und realistisch beschrieben, dass ich sofort ein farbenprächtiges Bild dieser Welt im Kopf hatte.

Das klingt doch bisher nach einer wirklich viel versprechenden neuen Geschichte. Tja, leider konnte der Autor das alles aber nicht aufrecht erhalten im Laufe der Geschichte. Denn nach kurzer Zeit geht die Spannung flöten und auch die Liebesgeschichte rutscht für mich weit unter die Kitschgrenze. Schon ziemlich früh war für mich klar, was wirklich hinter allem steckt, doch für die Protagonistin Aria, leider nicht. Das hat dazu geführt, dass ich mich die ganze Zeit gefragt habe, wann sie denn endlich mal alle Hinweise zusammenführt und des Rätsels Lösung findet. Das hätte, meiner Meinung nach, viel besser gemacht werden können. Denn genau diese Situation, dass der Leser schon längst alles weiß, während die Protagonistin die Hälfte des Buches immer noch auf Schnitzeljagd ist, lässt die Geschichte einiges an Spannung einbüßen. Eine unerwartete Wendung oder das einschleusen mehrerer Optionen, wie es denn zum Schluss ausgehen kann, hätte dem Buch mehr als gut getan.
Denn so bleibt die zweite Hälfte der Geschichte leider ziemlich fad und vorhersehbar.

Aber einmal zurück zu den Charakteren. Aria ist so ein Mädchen, die man entweder mag oder nicht. Ich hatte das Glück, dass sie mir ziemlich schnell sympathisch ist. Sie ist nicht sehr einfach und hat auch einige Eigenarten, was vor allem auf ihre Herkunft zurückzuführen ist, weswegen sie manchmal vielleicht nicht unbedingt leicht zu mögen ist. Aber das fand ich eben gut, dass die Protagonistin nicht einfach wieder die Heldin ist, die sofort alle Herzen für sich gewinnt. Doch leider blieb sie damit in dem Buch ziemlich alleine. Denn alle anderen Charaktere sind mehr als eindimensional. Die Bösen sind von Anfang an klar und bleiben auch den Rest der Geschichte über einfach böse. Die Guten hingegen sind so wundervolle Do-gooders, dass es mich manchmal schon ziemlich genervt hat.
Vor allem aber das Love-Interest von Aria war wohl meine größte Enttäuschung. Während er am Anfang noch interessant, düster und geheimnisvoll erscheint, verwandelt er sich im Laufe der Geschichte schnell zu einem verweichlichtem kleinen Schnulzenbubi. Allgemein war die Liebesgeschichte nicht ganz das, was ich erwartet habe. Viel zu schnell wurde von tiefen Gefühlen gesprochen und die ewige Liebe geschworen, ohne dass ich dies wirklich nachvollziehen konnte oder es mich in irgendeiner Weise berührt hat. Viel mehr kam das ganze zwischenzeitlich mehr als kitschig daher und nicht wirklich realistisch, sodass etwaige Liebesschwüre nicht mehr als hohle Phrasen blieben.
Schade eigentlich, da das Buch und auch die Liebesgeschichte am Anfang so vielversprechend daher kamen. 3,5 Sterne.