Rezension

Eine höchst kafkaeske Kurzgeschichte

Bartleby, der Schreiber - Herman Melville

Bartleby, der Schreiber
von Herman Melville

Bewertet mit 4 Sternen

In „Bartleby der Schreiber“ geht es um einen höchst seltsamen Mann, dessen Gedanken dem Leser allerdings verborgen bleiben, weil nur aus anderer Sicht über ihn berichtet wird. Der Erzähler ist ein Rechtsanwalt, der in seinen Büroräumen drei Kopisten beschäftigt, die alle höchst sonderbare, jedoch passende Spitznamen tragen und auch sonst ungewöhnliche Eigenschaften haben.
Eines Tages steht auf eine Stellengesuch des Anwalts hin Bartleby vor der Türe, den der Anwalt einstellt. Der neue Schreiber kopiert fleißig und in einem zügigen Tempo, jedoch völlig ohne jede Begeisterung. Die eigentümliche Art Bartlebys fällt dem Anwalt schnell auf, er denkt sich zunächst jedoch nichts weiter, bis der Schreiber Arbeitsanweisungen ablehnt. Stets dieselben Worte äußernd wie ein Mantra, „ich würde vorziehen es nicht zu tun“, wirkt die schlichte Äußerung Bartlebys nie wirklich offen unwillig, seine Gesprächspartner versuchen gedanklich sein Verhalten zu begründen (denn er selbst tut es nie) und verzagen an der kargen Kommunikation m it dem Schreiber.
Als Bartleby sich eines Tages dazu entschließt auch keine Kopierarbeiten mehr anzufertigen, will der Rechtsanwalt, obwohl immer gewillt zu helfen, die Bürde des Schreibers endlich loswerden. Nachdem aber Worte des Abschieds und der Entschiedenheit Bartleby nicht wieder in der Schreibstube sehen zu wollen, absolut nicht helfen, zieht der Anwalt mitsamt seinen Kopisten in andere Büroräume in eine andere Ecke der Stadt um. Sehr zum Verdruss des neuen Mieters, einem ihm unbekannten Anwaltskollegen, der die Räume bezieht, während Bartleby dort noch vor Ort ist (da er offensichtlich sein Lager dort bezogen hat). Schlussendlich wird Bartleby von der Polizei als Landstreicher mitgenommen und ins Gefängnis gebracht.