Rezension

Eine informative und spannende Reise ins Jahr 1152

Der Gesang der Bienen - Ralf H. Dorweiler

Der Gesang der Bienen
von Ralf H. Dorweiler

Bewertet mit 4.5 Sternen

Das Münstertal im Schwarzwald, 1152: Als ein verwundetes Mädchen bei der Familie des Zeidlers Seyfried abgelegt wird, versucht seine Frau Elsbeth es gesund zu pflegen. Doch Fronika, die Tochter des Burgherrn verstirbt und Elsbeth wird des Pakts mit dem Teufel bezichtigt und soll hingerichtet werden. Seyfried erwirkt einen Aufschub, um binnen 14 Tagen nach Bingen zur Äbtissin Hildegard zu reisen und ihre Fürsprache für Elsbeth zu erwirken.

"Der Gesang der Bienen" beschäftigt sich vor allem mit dem Beruf des Zeidlers, der vergleichbar mit dem Imker heutzutage ist. Zeidler fingen jedoch zusätzlich wilde Bienenschwärme ein, um sie in Bienenstöcke (Beuten) umzusiedeln oder sammelten Honig von wilden Bienen. Autor Ralf H. Dorweiler hat mir diese Tätigkeit sehr anschaulich und lebendig anhand des Charakters Seyfried näher gebracht. Da ich mich seit ein paar Jahren mit Schmetterlingen beschäftige und auch Bienen, Hummeln und Wildbienen mehr in meine Aufmerksamkeit gerückt sind (Thema Insektensterben) habe ich mich sehr über das Kernthema dieses Romans gefreut und konnte mein Wissen erweitern.

Daneben steht Hildegard von Bingen und der Bau des Klosters auf dem Rupertsberg im Fokus. Hildegard, die sagenumwobene und auch schillernde Persönlichkeit der damaligen Zeit wird als direkte, durchsetzungsfähige, manchmal widersprüchliche aber auch als mütterliche Person dargestellt, was mir sehr gut gefiel. Auch Seyfried hat Ecken und Kanten, war mir aber sehr sympathisch.

Immer wieder erfährt man als Leser beiläufig etwas über den Handel und die Bautechniken der damaligen Zeit, über den Tagesablauf der Nonnen, den Rhein oder über die Rechtsprechung im 12. Jahrhundert, während man mit Seyfried bangt, ob er rechtzeitig sein Ziel erreicht.

Auch der Handlungsstrang um Seyfrieds und Elsbeths Kinder Anna und Jasper war spannend, der Bösewicht wurde mir gegen Ende hin jedoch zu einseitig böse dargestellt und auch einige glückliche Zufälle waren dabei.

Dennoch überwiegt das spannende und unterhaltsame Leseerlebnis. Ralf Dorweiler versetzt den Leser sprachlich und inhaltlich hervorragend in das Mittelalter. Auch die Bedeutung des Glaubens im Alltag wurde geschickt eingewoben, ohne aufzutragen.

Ein sehr schöner und spannender historischer Roman, es wird nicht mein letzter von Ralf H. Dorweiler gewesen sein!