Rezension

Eine interessante Mischung aus „Mulan“ und „Der Kuss der Lüge“

Das Mädchen aus Feuer und Sturm - Renée Ahdieh

Das Mädchen aus Feuer und Sturm
von Renee Ahdieh

Bewertet mit 4 Sternen

Bevor ich mich dem Buch an sich zuwende, möchte ich etwas zum Cover sagen. Normalerweise bin ich ja kein Fan von Rosa, aber hier gefällt es mir irgendwie doch, sieht in der Kombination mit schwarzen und weinroten Akzenten irgendwie edel aus. Ein schöner Eyecatcher J

Ansonsten wäre mir das Buch wohl nicht unbedingt aufgefallen, aber es gab eine Leserunde dazu, an der ich teilnehmen durfte.

Was mich an der Geschichte direkt fasziniert hat, ist das Setting. Man liest so viele Bücher, die in den USA spielen oder Großbritannien, bei einem deutschen Autor kann es auch mal Deutschland sein. In einem asiatischen Land hingegen sind die Bücher, die ich lese, meist nicht „beheimatet“ und so war ich direkt neugierig, in dieses frühzeitliche Japan zur Blütezeit der Samurai einzutauchen. Man erfährt dadurch ja nebenbei so viel über die jeweilige Kultur!

Die Handlung an sich hingegen konnte mich nicht direkt überzeugen. Die Leseprobe fand ich nicht allzu spannend, doch an sich mochte ich die Idee des Mädchens, das sich als Junge verkleidet und an den Feind gerät. Als Mulan-Fan geht es quasi nicht anders, als das interessant zu finden. Deswegen bin ich dran geblieben, auch wenn die Spannung auf sich hat warten lassen – und wurde belohnt, denn etwa ab der Hälfte nimmt die Handlung dann auch Fahrt auf, bis ich ziemlich gefesselt war von dem, was Mariko erlebt. Das Buch beinhaltet viel Intrigenspinnerei und Geheimnisse, sodass man die wildesten Vermutungen anstellen kann und auch das ein oder andere Mal ein wenig überrascht wird mit dem, was passiert oder offenbart wird. Dazu kommt dann noch ein Quäntchen Humor, eine Prise Liebe (die zum Glück nicht zu kitschig daherkommt) und zum Abschluss ein saftiger Cliffhanger, der mir Lust auf mehr und vor allem Band 2 gemacht hat. Auch dass es einen gewissen Fantasy-Aspekt gibt, fand ich sehr schön, das hatte ich nicht unbedingt erwartet.

Der Schreibstil ist wie schon gesagt nicht ganz so meins. Er ist nicht schlecht und Renée Ahdieh erschafft mit ihren Beschreibungen eine tolle Atmosphäre, aber genau das ist auch das Problem, denn sie beschreibt mir ein wenig zu langatmig und nimmt so oft die Spannung aus der Handlung, vor allem bei Kämpfen. Das und die etwas altertümlich Sprache hat es mir anfangs ein bisschen schwer gemacht, richtig in das Buch einzutauchen. Was ich hingegen mag, sind die Dialoge, die sehr klug daherkommen und dazu noch witzig sind. Die zu lesen war wirklich schön und fast schon ein Gegensatz zu den etwas behäbigen Beschreibungen.

Außerdem mochte ich die verschiedenen Perspektiven des Buches. Den Großteil des Buches macht natürlich Mariko als die Protagonistin aus, aber es gibt auch Kapitel, in denen man mehr von ihrem Bruder Kenshin erfährt, vom Kaiser und den Leuten, die ihn umgeben oder auch von dem ein oder anderen Banditen. So ergibt sich nach und nach ein immer klareres Bild, was eigentlich wahr ist und was nicht, wer wie mit wem verbunden ist und diesem Bild beim Entstehen zuzusehen war wirklich interessant, das hat die Autorin echt geschickt angestellt.

Auch die Charaktere haben mir sehr gut gefallen, wobei ich hier nicht ganz so viel sagen möchte, weil ich Angst habe, sonst vielleicht zu spoilern. Nur eins, was zu den Nebenfiguren gesagt werden will: Ich finde es toll, wie unterschiedlich die Personen sind, dass sie alle ihre eigenen Antriebe haben und man sie nicht sofort durchschauen kann. Ein klares Schwarz und Weiß gibt es in "Das Mädchen aus Feuer und Sturm" nicht und das gefällt mir wirklich gut.

Zu Mariko als Hauptfigur möchte ich allerdings etwas mehr sagen. Sie hat mir als Charakter wirklich gut gefallen und ich denke, viele werden sich mit ihr und ihren Ansichten identifizieren können. Sie ist sich ihrer Rolle als Frau in dieser Welt sehr bewusst, weiß, dass sie selbst als seltsam gilt und bleibt sich trotzdem treu. Außerdem möchte sie sich nicht einfach ihrem Schicksal beugen, das vorsieht, dass sie einen ihr vorgegebenen Mann heiratet, sondern ihren Wert auch darüber hinaus zeigen. Was mir besonders gut gefallen hat, ist, wie sie sich von diesen netten und alleskönnenden Protagonistinnen unterscheidet, die sich viel zu häufig in Jugendbüchern tummeln. Stattdessen merkt man genau, wo ihre Stärken und ihre Schwächen liegen, und dass man sie nicht wirklich als nett bezeichnen kann, merkt man auch sehr schnell.

Ich würde sagen, "Das Mädchen aus Feuer und Sturm" ist eine Mischung aus "Mulan" (vor allem wegen der Kulisse und der Idee "Mädchen verkleidet sich als Junge") und "Der Kuss der Lüge", was vieles andere betrifft, ähnelt aber keinem von beidem zu sehr und ist seine eigene Geschichte. Insgesamt also ein wirklich gutes Buch, das mich zwar erst überzeugen musste, auf dessen zweiten Band ich nun aber schon freudig warte.