Rezension

Eine Iranerin im Exil - schwierig zu lesen, bedrückend, poetisch

Du springst, ich falle - Maryam Madjidi

Du springst, ich falle
von Maryam Madjidi

Bewertet mit 4.5 Sternen

Es ist die Geschichte der Autorin selbst, einer jetzt ca. 36-jährigen Iranerin, deren Eltern mit ihr ins Exil nach Paris flohen. Man hat den Eindruck, sie ist dort nie richtig angekommen, sehnt sich nach dem Iran, nach Persien, kann dort als frei erzogene Frau aber nicht dauerhaft leben.

Maryam führt ein unstetes Leben, lässt sich einige Zeit in China und der Türkei nieder und fliegt mehrere Male als Besucherin in den Iran, um ihre Familie wiederzusehen, vor allem die geliebte Großmutter.

Von all' dem erzählt Maryam Madjidi in einer poetischen bildhaften Sprache, die mir sehr gefallen hat, die aber kein positives Bild vermittelt wie überhaupt das ganze Buch: 

"Die boshaften Göttinnen Angst, Tod und Folter kommen in den Raum gerauscht, erfüllen ihn mit ihrem dumpfen Lärm, kreisen sirrend über ihren Köpfen." (43)

"Wie gern hätte ich die Fetzen deiner Träume eingesammelt, sie gerettet, und wie auf meine eigene Wortgirlande gefädelt, …" (112). 

Interessant waren die Schilderungen über das Eingewöhnen eines Kindes in einer fremden Welt, das Aufeinanderprallen der persischen und französischen Kultur. Die Autorin hat sehr eindringlich geschildert, wie ein Kind den Umgang mit der fremden Sprache und ihr Erlernen empfindet. 

Was mich gestört hat, waren die modernen Roman-Kunstkniffe, die die Autorin im Übermaß angewendet hat: nicht nur Zeitsprünge, sondern auch ständigen Perspektivenwechsel, oft mitten im Abschnitt. Mal spricht die junge Frau, mal das noch ungeborene Kind, mal 1. Person, mal 3. 

Das erfordert ein sehr aufmerksames Lesen, was ich eigentlich gerne mag. Aber hier war es einfach des Guten zu viel und hat mich anfangs sogar ein wenig verärgert, bis ich mich eingefunden hatte. Es erfordert also Geduld beim Lesen erfordert und ist im Ganzen ein bedrückendes Buch über Heimatlosigkeit und Verlust.