Rezension

Eine junge Frau auf einem Dach. Was geht in ihr vor? Will sie springen?

Der Sprung
von Simone Lappert

Bewertet mit 5 Sternen

Dienstagmorgen in einer mittelgroßen Stadt. Kein Tag wie jeder andere. "Hängengebliebene, Abwartende oder Festsitzende" leben in Thalbach. Für elf von ihnen wird sich an diesem Tag im Mai radikal etwas ändern:  Eine junge Frau steht auf einem Dach eines Wohnhauses - ein Alptraum auch für Maren, die nicht in ihre Wohnung kann, denn die Polizei hat alles abgesperrt! Manu, die junge Frau, wütend, am Rand der Verzweiflung steht auf einem Dach, hoch über Thalbach und weigert sich herunterzukommen. Was geht in ihr vor? Will sie springen? Die prekäre Lage bleibt nicht unbemerkt von den Einwohnern. Die Polizei riegelt das Gebäude ab, Schaulustige johlen, zücken ihre Handys. Der Freund der Frau, ihre Schwester, ein Polizist und sieben andere Menschen, die nah oder entfernt mit ihr zu tun haben, geraten aus dem Tritt. Sie fallen aus den Routinen ihres Alltags, verlieren den Halt – oder stürzen sich in eine nicht mehr für möglich gehaltene Freiheit. Polizeiaufgebot und Schaulustige werden über viele Stunden in Atem gehalten. Für einige Menschen wird das Treiben der jungen Frau auf dem Dach zum Denkanstoß, dem Taten folgen, die einen Wendepunkt in ihrem Leben markieren. Dies alles wird zu einem dichtgewobenem Netz voller Spannung. Ein brillant beobachtes Kaleidoskop des Alltags. Die Geschichte beweist großes Können der Autorin, die dem Leser nicht nur spannende Lesemomente beschert, sondern auch ein gutes Psychogramm der Protagonisten zeichnet. Das ist ein gutes und stimmiges Buch für ein freies Wochenende, auf das man freuen darf. Absolut klasse geschrieben!