Rezension

Eine Kämpferin

Sturmvögel -

Sturmvögel
von Manuela Golz

Bewertet mit 4 Sternen

Das war Emmy zeitlebens - und sie ist es noch in hohem Alter. In tiefer Armut auf einer Nordseeinsel aufgewachsen, hat sie das Schicksal schon früh nach Berlin verschlagen - und zwar als Dienstmädchen. Ihre jüngeren Geschwister wurden anderweitig untergebracht und sie sah sie niemals wieder - das war damals eben so.

Emmy arrangierte sich sehr gut bei der neuen Herrschaft, zumal sie in der Köchin gleich von Beginn an eine Vertraute hatte.

Eine eigene Familie gründete sie auch, auch das war nicht gerade leicht: sie hatte sich sozusagen hochgeheiratet, was mehr oder weniger dem Zufall geschuldet war - dennoch wurde es ihr zeitlebens vorgehalten, vor allem von der Schwiegermutter, für die das ein unglaublich beschämender Zustand war.

Nach dem Zweiten Weltkrieg stand sie ohne Mann, aber mit drei Kindern da und so langsam relativierte sich das alles mit den Ständen und den Schichten.

Und Emmy blieb, was sie zeitlebens gewesen war: bodenständig, eine gute Menschenkennerin - und denen, die es nötig hatte, war sie immer bereit, unter die Arme zu greifen. Aber eines kam gar nicht infrage: sich wie eine Weihnachtsgans ausnehmen zu lassen.

Deswegen sollte ein Teil ihrer Kinder auch ganz schön ins Staunen kommen, als es um die Verteilung der Besitztümer ging.

Ein spannender Roman, in dem es aus meiner Sicht teilweise zu verwegen zugeht. Aber oft ist das Leben ja um einiges überraschender als jeder Roman - daran musste ich immer wieder denken in diesem Roman, der die Stärke der Frau feiert.  

Nicht jeder Frau natürlich, sondern nur der, die Herz und Verstand an der richtigen Stelle hat. Das wird in vorliegendem Roman immer wieder und in jeder Generation deutlich!