Rezension

Eine Kaufmannstochter im Gewand des Henkers

Die Henkerin - Sabine Martin

Die Henkerin
von Sabine Martin

Bewertet mit 5 Sternen

Melisande Wilhelmis ist die Tochter einer reichen Kaufmannsfamilie. Aufgrund einer Fehde mit dem Grafen Ottmar de Bruce wird ihr gesamte Familie in einem Hinterhalt von seinen Männern ermordet, nur Melisande kann entkommen. Da de Bruce nach ihr sucht, muss sie sich verstecken ' und erhält dabei Hilfe von Raimund Magnus, dem Henker der Stadt Esslingen. Dieser gibt sie als seinen stummen Neffen aus und lehrt sie sein Handwerk. Doch Melisande gibt den Gedanken an Rache nicht auf...

Das Cover ist in einem schlichten dunkelblau gehalten. Den Blickfang stellt eine glänzende rote Strähne dar, die von oben ins Cover fällt. Dies gefällt mir äußerst gut, da Melisandes' rote Haare im Buch nicht unerwähnt bleiben.

Das Buch unterteilt sich in sieben große Kapitel, welche in sich etwas abgeschlossen sind und jeweils einen Abschnitt auf Melisandes Weg beschreiben. Innerhalb der Kapitel sorgen häufige Szenenwechsel dafür, dass der Roman ein durchgehend hohes Tempo aufrechterhalten kann. Die Spannung ist durch eine hohe Dynamik von Anfang bis Ende gegeben.

Besonders gut gefallen haben mir an diesem Buch die Beschreibungen der Charaktere, allen voran Melisande, Wendel und Raimund. Sie alle haben eine facettenreiche Persönlichkeit, verschiedene Stärken und Schwächen und sind sehr sympathisch. Die Motive für ihr Handeln konnten gut nachvollzogen werden.
Ein schönes Beispiel hierfür ist die erste Begegnung zwischen Melisande und Raimund ' Melisande ist durch das Auftreten des Henkers äußerst verängstigt, erkennt aber, dass dieser ihm offenbar helfen will. Raimund ist sich währenddessen den Gefahren seines Handelns bewusst und ist unsicher, ob und wie er ihr helfen kann. Nur langsam baut sich zwischen ihnen Vertrauen auf.
De Bruce hingegen stellt den durchtriebenen Bösewicht dar, den der Leser gemeinsam mit Melisande verachten und hassen kann. Mit ihm wurde nur einer der vielen Widersacher geschaffen, an denen vorbei Melisande sich ihren Weg erkämpfen muss.

Der Roman ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend. Vor der mittelalterlichen Kulisse fiebert der Leser mit Melisande mit und erfährt dabei einiges über das Handwerk des Henkers und das Stadtleben um 1330. Der Roman konnte mich rundum zufriedenstellen, darum vergebe ich gerne 5 Sterne!