Rezension

Eine klare und emotionale Leseempfehlung

Es wird keine Helden geben - Anna Seidl

Es wird keine Helden geben
von Anna Seidl

Bewertet mit 5 Sternen

Ein einziger Tag, der ein ganzes Leben verändert. Es beginnt wie ein normaler Tag, Miriam verschläft und kommt nur dank der SMS ihres Freundes nicht zu spät zur Schule. Dass dieser Tag ihr ganzes Leben auf dem Kopf stellt hat sie da noch nicht geahnt. Wie schnell ein Augenblick doch alles verändert. Kurz nach dem es zur Pause geklingelt hat hört Miriam einen Schuss, und damit beginnt der entsetzlichste Tag in ihrem Leben. Einer ihrer vielen Mitschüler läuft Amok und erschießt nacheinander mehrere Lehrer und Mitschüler, darunter auch Miriams Freunde und ihren festen Freund Tobi. Ohne große körperliche Schäden hat sie den Amoklauf überlebt, doch was ist mit ihrer Psyche, ihrer Seele? Wird sie den Tod ihres geliebten Freundes Tobi und ihrer Mitschüler, Freunde und Lehrer überwinden können? Ist sie vielleicht teilweise Schuld daran, dass dieser Junge so gehandelt hat? Wie soll sie damit umgehen und ihr Leben normal weiter führen können? Es ist ein schwerer Schicksalsschlag mit dem sie nun zu kämpfen hat, Alpträume, die Überlegungen welche Schuld sie daran trägt, mit all dem hat sie nun zu kämpfen.

Miriam war ein völlig normales, typisches fünfzehnjähriges Mädchen. Hübsch, nett, beliebt und mit Freundinnen und einem festen Freund gesegnet. Jedoch ist sie nicht völlig perfekt, sondern hat auch ihre Makel und Eigenheiten, die sie lebendig und realistisch wirken lassen. Als Leser wird sie einem dadurch richtig sympathisch. Wie jedes andere Mädchen, oder auch jeder andere Menschen lästert sie auch schon mal über andere. Es mag einem als Leser hart vorkommen, doch stimmt es einen auch nachdenklich, denn hat man so etwas nicht selbst schon einmal getan, vielleicht in seiner eigenen Schulzeit? Nach dem Amoklauf verschanzt sich Miriam zu Anfangs hinter ihren persönlichen Mauern und möchte nur ihre Ruhe haben, doch sieht sie nach und nach ihre eigenen Fehler ein, macht eine gewaltige Entwicklung durch und öffnet sich wieder den Menschen und dem Leben. Sie arbeitet an sich selbst, gibt für sich selbst zu dass sie kein perfekter Mensch ist und Fehler macht. Sie läßt sich auch von anderen helfen, zeigt aber auch, dass man selbst aus der Trauer heraus finden kann, aus eigener Kraft wieder ein Leben führen kann, das normal ist, wenn man diesen Entschluss nur fasst. Diese Wandlung, die Miriam durch macht ist tief gehend und bewegend, man fiebert mit ihr und möchte ihr gerne die Hand reichen, weiß jedoch ganz genau, dass sie es lieber aus eigener Kraft schaffen möchte. Ihre Stärke diesen Tag, dass was danach kommt und all diese Schicksalsschläge durch zu stehen ist einfach bewundernswert. Sie macht einem Mut und Hoffnungen dass man aus verzweifelten Lagen aus eigener Kraft herausfinden kann.

“Ich glaube, dass sich das Schlechte und das Gute im Leben im Gleichgewicht halten. Man muss dafür nur etwas tun. Man darf niemals aufgeben.”

– Miraims Mutter zu ihrer Tochter aus "Es wird keine Helden geben" von Anna Seidl, Seite 141

Das Cover besteht aus einem weißen Hintergrund auf dem einfach in großen Lettern der Titel zu sehen ist. Dabei ist das Wort "Helden" in schwarzer Farbe hervorgehoben und der Rest des Titels in blutrot gehalten. Es ist simpel und einfach gehalten, wodurch es regelrecht auffällt und man aus Neugierde das Buch in die Hand nimmt.

Anna Seidl hat einen frischen, jugendlichen und sehr flüssigen, wie auch fesselnden Schreibstil. Die Handlung ist aus Miriams Perspektive geschrieben. Eindringlich und schonungslos werden dem Leser die Geschehnisse geschildert. Man lernt dadurch ihre Gedanken und Gefühle sehr gut kennen und ihr Innerstes bleibt einem nicht verborgen. Durch die Ich-Perspektive fühlt man mit ihr und wird in ihre Welt der gegensätzlichen Emotionen hineingezogen. Der Amoklauf ist der Beginn des Buches, auch Thematiken wie Mobbing, Trauerbewältigung, oder das Erwachsen werden sind darin verknüpft. Und es stimmt einen als Leser immer wieder nachdenklich. Nicht nur für Jugendliche ist dieses Buch etwas, sondern auch für Erwachsene. Man denkt dann an seine eigenen Schulzeit zurück, was man dort getan hat, wie man behandelt wurde, oder wie man andere behandelt hat.

"Es wird keine Helden geben" ist ein wunderbares Jugendbuch, dass auch für Erwachsene zum Lesen geeignet ist. Es regt an über vieles nachzudenken und hat einen sehr emotionalen Hintergrund, der einem aufzeigt, was ein überlebendes Opfer einer solchen Tragödie, wie einem Amoklauf, gefühlsmäßig durch macht. Nichts davon wird beschönigt dargestellt, oder in rosarote Watte verpackt. Jedoch würde ich die empfohlene Altersempfehlung ab 14 Jahre lieber auf 16 Jahre rauf setzen, da auch Themen wie Sex oder Alkoholkonsum behandelt werden, und mit diesen etwas verantwortungsvoller umgegangen werden sollte, als es in manchen Stellen des Romanes den Anschein hat. Jedoch eine klare und emotionale Leseempfehlung! Legt Euch aber Taschentücher bereit!

Vielen Dank an den Oetinger Verlag für das Rezension Exemplar