Rezension

Eine kleine fantastische Märchenwelt, die jungen Mädchen das Herz höher schlagen lässt

Mein Herz zwischen den Zeilen - Jodi Picoult, Samantha van Leer

Mein Herz zwischen den Zeilen
von Jodi Picoult Samantha van Leer

Bewertet mit 4 Sternen

Ein kleiner Einblick:
Delilah, ein eher ruhiges und zurückgezogenes Mädchen, liest für ihr Leben gerne. Seit einiger Zeit hat es ihr ein spezielles Märchenbuch angetan, dass sie immer und immer wieder aus der Schuldbibliothek ausleiht. Es ist das Buch "Mein Herz zwischen den Zeilen", schön gebunden in rotem Leder. Mit dem Prinzen Oliver kann sich Delilah richtiggehend identifizieren und die Geschichte kennt sie mittlerweile auswendig. Besonders die Seite 43, denn hier kommt der gutaussehende Prinz Oliver ganz alleine vor, im Text und auch auf der Illustration. Als sie mal wieder diese Seite aufschlägt, traut sie ihren Augen nicht:
»Hilf mir« steht da plötzlich – Delilah kann es kaum fassen, als sie diese Nachricht in der Illustration sieht. Offensichtlich hat Oliver die Bitte speziell für sie hinterlassen.
Oliver ist glücklich, als er sieht, dass Delilah seine Nachricht lesen und sie beide über die Buchseiten hinweg miteinander sprechen können.
Was Delilah bisher nicht ahnte: die Darsteller der Geschichte führen ein Eigenleben, sobald das Buch zugeschlagen wird. Öffnet man das Buch, spielen sie ihre Geschichte immer und immer wieder. Sie wiederum ahnen nichts von der Welt außerhalb des Buches. Außer Oliver. Er weiß, dass es da noch etwas anderes gibt und sein größter Wunsch ist es, aus der Geschichte aussteigen zu können.

"Aber ich habe mir schon immer Gedanken gemacht. es leuchtet doch ein: Wenn ich ein Leben außerhalb dieser Geschichte habe, muss es bei den Lesern, deren Gesichter über und schweben, ebenso sein. Und SIE sind nicht zwischen den Buchdeckeln gefangen. Also wo genau SIND sie? Und was treiben SIE in der Zeit, wenn das Buch geschlossen ist? "
Oliver, Seite 20

Er möchte Delilahs Welt kennenlernen! Delilah und er knüpfen zarte Bände und ehe sie sich versehen, verlieben sie sich ineinander.
Doch was ist Realität, was ist Fiktion? Kann Delilah Oliver helfen, die Grenze zwischen den zwei Welten zu überwinden?

Meine Gedanken zu dem Buch:
Zusammen mit ihrer Tochter Samantha hat die bekannte Bestseller-Autorin Jodi Picoult einen Liebesroman für junge Leserinnen geschrieben – aber nicht einfach irgendeinen Liebesroman. Nein, hier vereint sich diese zarte Liebesgeschichte mit einem Märchen und daraus entwickelt quasi ein Märchen im Märchen.
Schon als ich durch das Buch blätterte, fiel mir auf, dass hier mit verschiedenen Schriftfarben gearbeitet wurde und die Story zudem mit zahlreichen Schattenzeichnungen und ganzseitigen farbigen Illustrationen durchzogen ist. Alleine diese optische Aufmachung, diese Illustrationen sind schon ein echtes Highlight und wie ich später feststellte - sind sie hervorragend mit der Geschichte abgestimmt und verleihen dem Geschehen Lebendigkeit. Über die Covergestaltung lässt sich streiten, aber hier sind die Geschmäcker ja verschieden und ich muss an dieser Stelle unbedingt nochmals das Alter der Zielgruppe hervorheben. Dieses Buch ist für LeserInnen ab 12 Jahren gedacht - und für diese Alterszielgruppe ist das Cover natürlich perfekt gewählt und lässt mit Sicherheit die Mädchenherzen höher schlagen.
Die Story ist durchzogen von mehreren sich immer abwechselnden Handlungssträngen. Zum einen sind da natürlich die Gespräche zwischen Delilah und ihrem "fiktiven" Freund Oliver - und zwar immer abwechselnd mal aus ihrer, mal aus seiner Sicht. Diese Parts sind auch gleich wunderbar an der unterschiedlichen Schriftfarben zu erkennen. Aber auch das Privatleben der beiden Protagonisten wird in diese Parts mit aufgenommen. Denn sowohl Delilah als auch Oliver müssen ihr seltsames Verhalten in ihren unterschiedlichen Welten erklären. Delilah vernachlässigt in ihrer realen Welt ihre Familie und ihre beste Freundin.

"Kinder werden nie nach ihrer Meinung gefragt, aber mir scheint, erwachsen zu werden heißt, nicht mehr das Beste zu hoffen, sondern sich auf das Schlimmste gefasst zu machen. Also wie soll man einer Erwachsenen klarmachen, dass alles, was in der Welt falsch läuft, vielleicht daher kommt, dass sie nicht mehr daran glaubt, dass das Unmögliche geschehen kann? "
Delilah, Seite 123

Auch Oliver muss sein Verhalten seinen "Mitspielern" erklären, sobald das Buch zugeschlagen ist. Als dritter Strang zieht sich hier das tatsächliche Märchen durch die Geschichte. Das Märchen, dass Delilah immer wieder liest und auswendig kennt. Diese Märchen-Abschnitte beginnen immer mit einer farbigen ganzseitigen Illustration - so kann zu keiner Zeit Verwirrung aufkommen.
Der Schreibstil ist einfach und leicht zu lesen und ebenfalls sehr schön auf die Alterszielgruppe abgestimmt. Die Kapitel haben eine angenehme Länge und beugen so Leseermüdung bei den jungen Lesern vor.
Bei der Gestaltung und Ausarbeitung der Charaktere haben die Autorinnen ihr Augenmerk auf die beiden Hauptprotagonisten Delilah und Oliver gelegt. Es treten zwar viele Nebencharaktere auf, diese bleiben jedoch blass und ihre Merkmale werden nur oberflächlich angesprochen.
Auf Delilah und Oliver wird hier schon mehr eingegangen, aber nicht in dem Maße, wie man es sich gerne wünscht. Jedoch verweise ich hier auch wieder auf das Zielgruppenalter und denke, dass tiefgängigere Ausführungen eventuell bei 12-jährigen zur Lese-Langeweile führen könnten.
Das Ende des Buches hat meinen persönlichen Geschmack leider nicht so recht getroffen, die Entwicklung der Dinge sagte mir nicht zu und schien mir nicht so recht zum Rest der Geschichte zu passen. Da hätte ich mir gerne eine andere Art von Ausgang gewünscht.

Kurz & gut - mein persönliches Fazit
Ein schöner fantasiereicher Jugendroman, der eine Mischung aus jugendlicher Träumerei und Sehnsucht bietet, bei der Realität und Fiktion miteinander verschmelzen. Eine kleine fantastische Märchenwelt - mitreißend und unwiderstehlich, die Mädchen ab 12 Jahren mit Sicherheit das Herz höher schlagen lässt.
Ein zarter Liebesroman für junge Märchenliebhaberinnen und romantische kleine Träumerinnen. :-)

© Rezension: 2013, Alexandra(az)
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