Rezension

Eine kleine, feine Geschichte, die aber ihr Potenzial nicht voll ausschöpft

Sommer bei Gesomina - Florian Beckerhoff

Sommer bei Gesomina
von Florian Beckerhoff

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der zwölfjährige Jona will eigentlich mit seiner Mutter in einem Ferienclub Urlaub machen, aber diese fliegt lieber nach Hollywood, um ihre Karriere voranzutreiben. Jona lässt sie währenddessen bei seiner ehemaligen Babysitterin Gesomina. Die gebürtige Afrikanerin wohnt irgendwo in Berlin, in einer Straße, in die sich außer den Anwohnern eigentlich niemand mehr verirrt. Schmerzlich zu spüren bekommen das Milan und Robert, zwei Grafikdesigner, die vor ein paar Wochen die Bar Centrale in der Straße eröffnet haben, die Weinhändlerin Julika oder der Australier Tom Spencer, der versucht, seine tasmanischen Stiefel unters Volk zu bringen. Der Sommer ist verregnet, Gesomina kocht wunderbare italienische Gerichte für Jona und beim Backgammonspielen erzählt sie ihm von ihrer Vergangenheit und ihrem Sohn, den sie vor langer Zeit in Afrika zurücklassen musste. Jona setzt sich in den Kopf, den Sohn zu finden und bringt damit das Leben von Gesomina und der anderen Bewohner der Straße gehörig durcheinander. Gesominas Quatschlappen (ein italienisches Gebäck) spielen dabei keine unwesentliche Rolle…

Tatsächlich habe ich mich mit diesem Buch relativ schwergetan. Der Autor hat definitiv wunderbare Figuren geschaffen, nur hätten diese meiner Meinung nach mehr Raum in der Geschichte gebraucht. Man erfährt zwar nach und nach Einiges über Gesominas Vergangenheit, aber bei einem Buch, das nur 256 Seiten umfasst, ist das trotzdem noch recht wenig. Ich finde, 200 Seiten mehr hätten dem Buch gut getan, auch um mehr über das Leben der Nebenfiguren zu erfahren. Es gibt wirklich zahlreiche davon, leider blieben die meisten für mich recht blass. Auch über Jona hätte ich gerne mehr erfahren, er ist ein ganz toller Junge, der auch in der Geschichte eine schöne Entwicklung durchläuft. Florian Beckerhoff kann auf jeden Fall erzählen, die Dialoge brachten mich oft zum Schmunzeln oder machten mich nachdenklich. Gesominas Kochkünste ließen mir oft das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Fazit: Während des Lesens war ich oft etwas unzufrieden, weil sich mir die Figuren nicht wirklich erschlossen beziehungsweise ich gerne mehr über sie erfahren hätte. Das Ende der Geschichte hat mich dann allerdings sehr bewegt, es flossen einige Tränen, es hat mich mit dem Buch versöhnt. Eine kleine feine Geschichte, die aber ihr Potenzial nicht voll ausschöpft.