Rezension

Eine Kreuzfahrt mit Geist

Gefühlte Wahrheit - Carin Müller

Gefühlte Wahrheit
von Carin Müller

Bewertet mit 5 Sternen

Selmas Leben ist an einem Tiefpunkt angelangt. Ihr Freund hat sie verlassen, ihr geliebter Hund wurde überfahren und zu allem Überfluss hat sie auch noch ihren Job als Radiomoderatorin verloren. Auch für Henri läuft es nicht besonders gut. Seine Frau will die Scheidung, sein Schiff ist gesunken und der neue Job ist auch noch fraglich. Kito, der Enkel eines malawischen Schamanen, läuft das Leben auch nicht besonders, denn das ist weg. Sein neuer Status als Geist ist noch sehr befremdlich für ihn und um eine Geisterstufe aufzusteigen, muss er einiges an Aufgaben erledigen. So kommt es, dass sich schließlich alle auf dem Segelkreuzfahrschiff, der Flying Cloud, treffen. Nun ja, das wäre übertrieben, denn Kito kann ja nicht von allen Menschen gesehen werden…

 

Carin Müller nimmt uns mit auf eine geistreiche Segelkreuzfahrt durch die Meere. Ihr Schreibstil ist dabei sehr angenehm und mit Witz geschmückt, sodass man einfach gut unterhalten wird und beim Lesen nur so über die Seiten fliegt.

Ihre drei Protagonisten sind alle doch recht unterschiedlich, haben allerdings zumindest eine Sache gemeinsam: Für sie ist Bastian Schweinsteiger der beste Mittelfeldspieler der Welt. Da ich mich selbst allerdings nicht für Fußball sonderlich interessiere, spielte das kaum eine Rolle für mich, anders als für die Protagonisten. Am Ende ist es doch immer gut eine Gemeinsamkeit zu haben.

Selma ist einem doch recht schnell sympathisch. Sie hatte einfach Pech – Pech mit ihrem Ex-Freund, der sich wegen einer Jüngeren von ihr getrennt hat, Pech mit ihrem Hund, der lebensmüde vor ein Auto gesprungen ist, und Pech mit ihrem Job, den sie verloren hat. Aber wenn man am Tiefpunkt im Leben angelangt ist, kann es im Grunde nur bergauf gehen. Die Tatsache braucht allerdings, bis es bei Selma so richtig ankommt, da sie doch eher eine kleine Pessimistin ist, und auch noch recht zynisch. Aber das ist etwas, das mir an ihr gefällt. Zudem ist sie nicht nur sehr attraktiv, sondern dazu auch noch recht clever. Daher kommt es wohl einfach, dass sie die Aufmerksamkeit von Henri auf sich zieht.

Henri dagegen, so kam es mir vor, dass er in der Geschichte doch recht im Hintergrund war, obwohl er eine der drei wichtigsten Figuren ist. Trotzdem ist er sehr interessant, er liebt seine beiden Kinder, Zwillinge, über alles und würde wohl alles für sie tun. Manchmal wirkt er, als könne er, gerade wenn es um seine beiden Kinder geht, schnell aufbrausend sein, aber er hält sich dennoch zurück. Tatsache ist aber, dass er ein recht ehrlicher Charakter ist und zudem auch noch zielstrebig.

Da kämen wir auch schon zu Kito, unseren erst seit neustem gewordenen Geist. Kito schafft es, mit Hilfe von Gorilla, ab Bord der Flying Cloud zu kommen. Gorilla, das ist selbst ein Geist, der Pate für den jungen Kito ist. Kito musste nämlich schon recht jung von Leben Abschied nehmen und so ist er auch: jung, wild, ein wenig ungestüm, manchmal vielleicht auch ein wenig ungeduldig, aber auf ganzer Linie liebenswert. So sind auch die ersten Begegnungen zwischen Selma und Kito sehr amüsant. Schließlich muss man auch sagen, dass nicht jeder Geister sehen kann, Selma gehört aber zu denen, die diese Fähigkeit besitzen. Eine Tatsache, die doch für einige Erheiternde Szenen sorgt.

 

Rundum einfach ein wunderbarer Roman, der gut unterhält, Spaß macht und für heitere Momente sorgt. So, und nun habe ich selbst Lust auf eine Kreuzfahrt durch die Meere zu gehen, aber vielleicht dann doch lieber ohne Geist.