Rezension

Eine kurzweilige und sehr amüsante Lektüre

Rosen und Seifenblasen - Verliebt in Serie - Sonja Kaiblinger

Rosen und Seifenblasen - Verliebt in Serie
von Sonja Kaiblinger

Bewertet mit 4.5 Sternen

Seifenopern waren fester Bestandteil meiner Jugend, besonders während meines Internatslebens. Fast jeden Abend und meist immer dann, wenn man eigentlich für wichtige Klausuren lernen musste, trafen sich alle Mädels um sich mit ihrer täglichen Dosis an Kitsch und trivialen Erzählmustern ein wenig abzulenken und um ausgelassen über die Darsteller abzulästern. Als dann meine Internatszeit vorbei war, verschwanden auch die Seifenopern aus meinem Leben. Durch meine letzte Lektüre konnte ich diese Zeit ein bisschen aufleben lassen.

In „Rosen und Seifenblasen – Verliebt in Serie“ erzählt Sonja Kaiblinger die Geschichte der 14-jährigen Abby, die etwas von ihrer Schwester und deren übertriebene Leidenschaft für die Seifenoper „Ashworth Park“ genervt ist. Die überaus kitschigen Geschichten rund um die englische Adelsfamilie Ashworth verursachen bei Abby lediglich nicht enden wollende Lachkrämpfe. Doch als Abby auf unerklärliche Weise selbst in dieser Serie landet, findet sie das Ganze nicht mehr so witzig. 
Nicht nur Abby wird von dieser Seifenoper buchstäblich eingesogen. Auch der Leser versinkt schon nach wenigen gelesenen Seiten in „Ashworth Park“ und lässt sich von der Atmosphäre berieseln und wird Zeuge von verhängnisvollen Liebschaften, hinterlistigen Intrigen und gut gehüteten Familiengeheimnissen. Besonders unterhaltsam sind dabei vor allem die spleenigen, affektierten und manchmal etwas verschrobenen Mitglieder der Familie Ashworth, die mit ihrem Benehmen und ihren altmodischen Ansichten gut in eine längst vergangene Zeit passen würden. 
Diese Familie bietet alle Klischees, die man für eine erfolgreiche Soap und eine amüsante und abwechslungsreiche Geschichte benötigt. Zum einen hätten wir die beiden Oberhäupter dieser Sippe: Der liebenswerte Lord Ashworth und die intrigante und zänkische Lady Ashworth. Und gerade der Dame des Hauses darf man nie den Rücken zudrehen. Dazu gesellen sich zwei Emporkömmlinge dieses Bundes: Der schöne, allseits beliebte und langweilige Erbe Julian und das stets ignorierte, aber sehr interessante schwarze Schaf der Familie Jasper. Und diese altehrwürdige Adelsfamilie wird kräftig durch Tante Gladys aufgemischt, die viele Boshaftigkeiten und Intrigen durchschaut und sich mit Kräften zur Wehr setzt. Mittendrin Abby, die sich eher wie ein Fremdkörper in dieser Serie fühlt und sich nun mit den verhassten und künstlichen Schauspielern arrangieren muss. 

Je länger je man sich als Leser in diesem Seifenopern-Chaos befindet, kommen immer mehr Zweifel auf, ob Abby diesem Szenario in nächster Zukunft entfliehen kann. Aber eigentlich möchte man auch weiter von diesem großartigen Schauspiel unterhalten werden, auch wenn man Abby in sein Herz geschlossen hat. 

Viele Kapitel hat die Autorin mit ihren frischen, skurrilen und sehr passenden Ideen gespickt und den Leser mit viel Humor und Charme in die Welt der Seifenopern gezogen. Dabei hat sie alle gängigen Klischees, die dieses Genre bietet mit eingearbeitet. Abgerundet wurde die Geschichte durch die von der Autorin kreierten literarischen Figuren. Sonja Kaiblinger beschreibt sie mit einem lebendigen und bildhaften Stil, dass sie buchstäblich vor meinem inneren Auge zum Leben erwacht sind.

Sonja Kaiblinger hat mit „Rosen und Seifenblasen - Verliebt in Serie“ eine kurzweilige und sehr amüsante Geschichte geschrieben, die ich mit großem Vergnügen gelesen habe. Umso schöner ist es, dass die Abenteuer für Abby in weiteren Bänden fortgesetzt werden.