Rezension

Eine lebensphilosophische Geschichte, die mich mitgerissen hat

Das Buch eines Sommers
von Bas Kast

Bewertet mit 4 Sternen

Alles an diesem Buch ist einfach nur besonders.

Worum es geht: Es geht um Nicolas als Menschen mit all seinen Wünschen, Verpflichtungen und Träumen. Es geht um seine Familie, seine Frau, seinen kleinen Sohn und seinen verstorbenen Onkel. Es geht um seine Firma, seine Verantwortung und seine Mitarbeiter*innen. Um seine unzähligen Quatsch-Geschichten und um seinen Wunsch, Schriftsteller zu werden. Um den aktuellen Zeitgeist, um die Schnelllebigkeit, den Leistungsdruck und das immer-mehr-Wollen. Kurz gesagt: es geht um Nicolas Leben, wie es ist, wie es sein könnte und wie er es sich wünscht. Und um ihn selbst, wer er ist und wer er sein will. Und natürlich um den Sommer in seiner schönsten Form.

Wie es ist: Es gibt keinen Begriff, der besser passt als lebensphilosophisch. „Das Buch eines Sommers“ ist nicht nur ein lebensphilosophischer Roman, sondern er vereint unzählige kleine Erzählungen, Metaphern und Momentaufnahmen zu einer großen, lebensphilosophischen Geschichte. Ich habe dieses Buch in nur einem Tag verschlungen. Irgendwie hat mich alles an dieser kurzen Geschichte gefesselt, jedes kleine Wort schien genau richtig zu sein und hinter so vielen Sätzen stand eine unglaubliche Aussagekraft.

Ich kann mir selbst nicht ganz erklären, wie dieses Buch so eindringlich sein kann. Der Schreibstil ist nämlich so leicht, nüchtern und alltäglich. Und doch steckt hinter den Worten eine unglaubliche Kraft… Mich hat dieser Roman sehr mitgerissen. Das lag für mich mehr an der liebevollen Geschichte als an den zahlreichen Denkanstößen und indirekten Aufforderungen und Ermutigungen. Ich habe aktuell glücklicherweise den Luxus, dass ich behaupten kann, mein Leben so gut es geht zu leben und zu dem Menschen zu werden, der ich bin. Für andere, die diesen Luxus nicht haben, die unzufrieden sind, sich unerfüllt fühlen und die nach Mut und Inspiration suchen, kann ich diesen Roman sehr empfehlen!

Mein Fazit: Alles an diesem Buch ist für mich unglaublich besonders. Das schlichte, sommerliche Cover und der graue, strukturierte Einband, der so edel aussieht und sich so schön in der Hand anfühlt. Die Geschichte rund um die Villa Mystica in den Weinbergen und die liebevolle Vater-Sohn-Beziehung. Die Schwierigkeit, zu schreiben und seinen Traum zu verwirklichen. Dieses Buch war mal etwas völlig anderes, neues für mich und das ist sehr erfrischend. Manchmal wurde ich ein bisschen an „Das Café am Rande der Welt“ von John Strelecky erinnert. (Ehrlich gesagt gefiel mir das Buch nicht besonders. Persönlich war Bas Kast für mich viel interessanter!). Gerade das Ende des Romans und die Meta-Ebene haben mir sehr gut gefallen. Dennoch gibt es auch eine kleine Kritik von mir:

Ich finde es sehr schwierig zu formulieren und vielleicht scheint es auch etwas paradox: Auf der einen Seite hat Bas Kast seine Worte so passend und wundervoll ausgesucht. Auf der anderen Seite schwangen da manchmal ein paar komische Bedeutungen mit. Ich möchte nicht direkt sagen, dass manche Aussagen rassistisch oder sexistisch waren, aber der Hintergrund ging leider manchmal in diese Richtung. Beispiele: Sein Sohn verkleidet sich als Indianer, seine Frau hat ein ausgeprägtes Kinn, ohne dabei glücklicherweise weniger feminin zu wirken und er selbst ist und muss der Ernährer der Familie sein. Ohne diese (wenn auch wenigen) Aussagen, die für mich einen komischen Beigeschmack hatten, hätte ich mich noch besser fallen lassen und das Buch genießen können. Dennoch eine klare Leseempfehlung für Menschen, die sich gern auf eine lebensphilosophische Reise mitnehmen lassen.