Rezension

Eine lebensverändernde Begegnung

Das Buch eines Sommers
von Bas Kast

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt: Eigentlich wollte Nicolas nach dem Abitur Schriftsteller werden. Doch aufgrund des Pflichtgefühls seinem Vater gegenüber beginnt er ein naturwissenschaftliches Studium und führt nun, nach dem Tod seines Vaters, dessen Pharmaunternehmen weiter. Doch so richtig zufrieden ist Nicolas nicht. Er hat kaum Zeit für sich und seine Familie; seine Träume werden hintangestellt. Als plötzlich sein Onkel Valentin stirbt, kommt Nicolas ins Grübeln, inwiefern er etwas in seinem Leben ändern muss.

Persönliche Meinung: „Das Buch eines Sommers“ wird von Nicolas, der als Ich-Erzähler auftritt, erzählt. Inhaltlich werden einige philosophische Gedanken zur Endlichkeit und Sinn des Lebens und zur Frage, wie man aus dem Alltagstrott herauskommt, diskutiert. So behandelt „Das Buch eines Sommers“ indirekt auch Themen der Achtsamkeit oder Selbstsensibilität. Der Trott oder die Verpflichtungen, die einen immer wieder von den eigenen Wünschen zurückhalten, sind dabei sehr schön und bildhaft gezeichnet: Nicolas verrennt sich in eine Arbeit, die er eigentlich nur aus Pflichtbewusstsein angetreten hat, und vergisst dabei zu häufig, im Augenblick zu leben. In lichten Momenten fällt ihm dies auf, doch diese werden jäh von Gedanken an die Arbeit verdrängt, sodass der Alltag ihn wieder einfängt. Eingestreut werden dabei kluge Überlegungen zur Selbstbestimmtheit im eigenen Leben (Wie sehr haben wir Glaubenssätze von anderen unreflektiert übernommen?). Diese Thematiken werden allerdings nicht komplex geschildert, sondern sind ansprechend formuliert, sodass sich der Roman flüssig lesen lässt. „Das Buch des Sommer“ ist aber kein Ratgeber oder Selbsthilfebuch, das einem vorgefertigte Überlegungen vermitteln möchte, sondern ein Stück Gegenwartsliteratur, das Literatur auch auf der Metaebene diskutiert, weshalb sich viele verweise auf die „Literatur“ an sich finden: Nicolas möchte Schriftsteller werden, sein Onkel war selbst ein Schriftsteller, Nicolas trifft auf eine literarische Figur aus dem Werk seines Onkels, mehrmals erzählt Nicolas kleinere Binnengeschichten und der Roman endet mit einem literarischen Kniff, den ich jetzt nicht vorweg nehmen möchte. Es dreht sich somit viel um das Erzählen selbst. Insgesamt ist „Das Buch eines Sommers“ ein Roman, der einerseits wichtige und aktuelle Themen (Sinn des Lebens, das Glücklichsein) bespricht, andererseits aber auch literarisch schön geformt ist.