Rezension

Eine leichte, vergnügliche Unterhaltung

Meter pro Sekunde
von Stine Pilgaard

Bewertet mit 4 Sternen

Eine junge Mutter zieht mit ihrem Freund und ihr neugeborenem Sohn von Kopenhagen in die westjütländisches Velling, wo die Kühe mehr muhen als Menschen reden. Ein Ort, der Herausforderungen mitbringt, denn hier ist man lieber unter sich und Plaudereien, insbesondere über Liebesakten sind unerwünscht. Der „Liebster“ der namenlosen Protagonistin nimmt eine Stelle in der Vellinger-Heimvolkshochschule als Lehrer an. Er ist jung, charmant, wird von Abiturientinnen angehimmelt und findet sofort Einschluss. Währenddessen versucht die Erzählerin Freundschaften zuschließen, nimmt etliche Fahrstunden um endlich ihren Führerschein zu bekommen und fängt als „Kummerkasten Tante“ die Briefe von Leser dei der Lokalen Zeitung antworten. Zwischen Schlaflosigkeit und Entwicklungssorgen, worunter die frisch gebackenen Müttern nun mal leiden, versucht sie mit aller Kraft die Vellinger zu verstehen, wenn sie die dafür sogar stalken muss...

„Meter pro Sekunde“ ist einer der erfolgreichsten Romanen der letzten Jahre in Dänemark und bekam in 2020 vom dänischen Buchhändlerklub den Goldenen Lorbeer Literaturpreis. Ob es auch in Deutschland ein Verkaufsschlager werden wird, habe ich allerdings meine Verzweiflung. Es ist ein ruhiger, leichter Unterhaltungsroman, welcher nicht so besonderes ist, trotzdem liest man es gern, was man aber schnell wieder vergisst. Pilgaard schildert sehr bildhaft die Erlebnisse, Gefühle und Gedanken der jungen Mutter und stichelt dabei all die Müttern mit ihrer Art. Ihre Erzählweise kann für den ein oder anderen humorvoll wirken, für mich war es eher gewollt übertrieben, sogar stellenweise ins Lächerliche gezogen. Ich meine: wer über eine Frau, die 78 Fahrstunden für ihren Führerschein braucht oder über ein ein-jähriges Baby, der ständig Muh ruft, lachen kann, bitteschön! Ich persönlich, als Frau und Mutter, kann ich über solche Situationen nicht lachen.

Ein ganzes Schuljahr lang begleiten wir die Protagonistin auf kurzen Kapiteln. Mal lesen wir ihre Kummerkasten-Briefe, mal einige Liedtexte und immer wieder aus ihr Leben. Sie sammelt viele Erfahrungen, macht Fortschritte, verzweifelt an sich, kämpft mit sich als Frau und Mutter. Die Story ist an sich nichts Neues, aber trotzdem hat es mir nette Lesestunden geschenkt. Wer etwas Abwechslung aus dem eigenem Alltag und ruhige, atmosphärische Geschichten sucht, ist hier richtig.