Rezension

Eine Liebe, die Grenzen überwinden muss..

Mein Herz zwischen den Zeilen - Jodi Picoult, Samantha van Leer

Mein Herz zwischen den Zeilen
von Jodi Picoult Samantha van Leer

Bewertet mit 4 Sternen

Oliver ist frustriert. Sein Leben, die Geschichte, alles nervt ihn und er findet „Es war einmal..“ trifft die Sache nicht so wirklich. Denn Oliver ist ein Prinz, aber nicht ein gewöhnlicher, sondern einer aus einem Märchen. Geschrieben für Kinder vor langer Zeit. Und seit dieser Zeit wiederholt sich seine Geschichte jedesmal, wenn das Buch geöffnet und die Geschichte gelesen wird.

Auch Delilah ist genervt von ihrem Leben. Viele halten sie für sonderbar, da sie sich als 15jährige noch für Märchen interessiert statt für altersgerechte Dinge oder Bücher. Aber sie liebt nun einmal das Buch über den Prinzen Oliver … oder liebt sie gar Oliver?

Jedenfalls leiht sie sich das Buch, von dem es nur dieses eine einzige Exemplar gibt, immer wieder in der Schulbibliothek aus und liest es. Mittlerweile kann sie es sogar schon auswendig. Trotzdem kann sie ihre Finger nicht davon lassen.

Um so erstaunter ist Delilah, als sich eines Tages die Illustration auf Seite 43 des Buches verändert. Ganz deutlich steht da plötzlich geschrieben: HILF MIR!
Oliver versucht mit Delilah Kontakt aufzunehmen, denn er spürt, diese Leserin ist etwas Besonderes. Delilah traut ihren Augen und Ohren nicht. Die Illustration verändert sich und sie fängt an sich mit einem Buch, nein, mit Oliver zu unterhalten. Ist sie jetzt verrückt geworden? Und wie soll sie ihm helfen?
Werden Oliver und Delilah zueinander finden?

Die Autorin Jodi Picoult hat schon viele Bücher geschrieben, doch dieses Buch hat sie zusammen mit ihrer Tochter verfasst. Die Idee dazu stammt von Picoults Tochter Samatha.
Die Geschichte ist in drei Erzählstränge untergliedert, die sich farblich voneinander abheben. In schwarzer Schrift werden Auszüge aus dem Märchenbuch wiedergegeben. Über diesen Abschnitten finden sich immer die Seitenangaben des Märchens. In blauer Schrift wird der Teil von Oliver dargestellt. Der Text von Delilah ist violett. Untermalt wird die Geschichte zusätzlich noch von vielen farbigen Illustration, wie sie wohl in dem angesprochenen Märchenbuch vorkommen. Außerdem finden sich im fließenden Text von Oliver und Delilah immer wieder kleine Zeichnungen bzw. Abbildungen.

Der Text des Märchenbuch wird in neutraler Form wiedergegeben. Während Oliver und Delilah selbst zu Wort kommen dürfen. Diese Passagen sind daher lebendiger und intensiver. Man fühlt mit den beiden mit, spürt ihre Verzweiflung, Angst aber auch Hoffnung und Kampfgeist.

Oliver ist in diesem Buch ein recht starker Charakter. Zusammen mit Delilah versucht er aus dem Buch und seiner Geschichte zu fliehen. Dabei denken sie sich allerlei Möglichkeiten aus, die sie entweder wieder verwerfen oder die zum Scheitern verurteilt sind. Der Leser wird in diese Überlegungen mit einbezogen und grübelt quasi unbemerkt mit, wie man Oliver nachhaltig denn aus dem Buch befreien könnte und ob dies denn überhaupt möglich ist.

Die Geschichte ist spannend, rührend und sehr märchenhaft. Man mag an ein Happy End glauben, jedoch hat mir das Ende nicht gefallen. War bis zum Schluss alles in sich stimmig und schlüssig, das Tempo nicht zu schnell oder zu langsam, überschlugen sich auf einmal die Ereignisse und die Geschichte wurde unlogisch und brach dann ganz ab.

Ich denke, dass das Buch durchaus schon Lesern ab 10 Jahren gefallen könnte. Auf jeden Fall sollten sie Märchen mögen. Den Schluss kann man sich gedanklich umgestalten, denn bis dahin war es ein wunderschönes modernes Märchen.

Das Buch ist gebunden und verfügt neben dickeren Seiten mit glänzender Fläche auch über ein passendes Lesebändchen. So reizt schon das Äußere zum Lesen des Buches.

Fazit:
Ein wunderschönes modernes Märchen, das mir sehr gefallen hat, mich jedoch mit einem unbefriedigenden und unlogischem Ende zurück gelassen hat. Denkt man sich das Ende weg, kann ich das Buch wärmsten an alle Märchenliebhaber weiterempfehlen.