Rezension

Eine Liebe in schwierigen Zeiten

Der Apfelbaum - Christian Berkel

Der Apfelbaum
von Christian Berkel

Bewertet mit 4 Sternen

Sala und Otto lieben sich vom ersten Augenblick an. Doch bevor sie für den Rest ihres Lebens zueinander finden, muss noch einiges geschehen: ein Weltkrieg und die  Gefangenschaft während bzw. nach dem Krieg verändern beide so sehr, dass sie sich aus den Augen verlieren.

Christian Berkel hat die Geschichte seiner Familie über drei Generationen aufgeschrieben. Angeregt von den Erzählungen seiner Mutter, als sie langsam in die Demenz abdriftete, hat er in Archiven und Briefen seiner Eltern gestöbert sowie Reisen an die Orte des Geschehens unternommen. Von der Kindheit des Vaters bis hin zu den letzten Atemzügen seiner Mutter beschreibt er den Lebensweg der beiden, mal mehr, mal weniger chronologisch und auch mal mehr, mal weniger ausführlich. Eindrücklich wird die Erzählung auf jeden Fall, sehr schnell findet sich der Leser wieder an den Orten der Geschichte wieder und hat ein klares Bild der beiden Protagonisten vor sich. Es sind zwei starke Persönlichkeiten, die ganz gerne auch mal schwach werden würden, doch die Umstände lassen das sehr lange nicht zu. Man bangt um das Leben der beiden und fragt sich immer wieder, wie sie sich wiedersehen sollen, wenn so viele Hindernisse die Pläne der beiden zunichte machen. An den Erzählungen über Sala und Otto spiegelt sich deutsche Zeitgeschichte.

Das Projekt des Schauspielers Christian Berkel, die eigene Geschichte nachzuforschen und, nach eigenen Worten, seine Geschichte neu zu erfinden, verdient auf jeden Fall eine Menge Respekt. Es sind keine einfachen, belanglosen Erzählungen, die er herausgefunden hat, die Geschichte seiner Eltern ist von sehr bedrückenden Momenten belastet. Diese hat er sehr elegant und beeindruckend geschildert. Dies dann auch für die Öffentlichkeit zu bearbeiten, ist sicher kein einfacher Schritt, betont er doch in einem Interview, dass die Erinnerungen (auch die fehlenden) bedeutende Teile seiner eigenen Identität sind: Die Erinnerungen, auch die der Eltern, werden unbewusst weiter gegeben an die jeweils nächste Generation. Dies kann man sehr gut zwischen den Zeilen des Buches herauslesen.

Das Ende ist ein bisschen zu sehr nach dem Motto: „…und dann lebten sie glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende.“  Das war mir etwas zu abgehackt. Ein bisschen schwer getan habe ich mich auch mit dem Berliner Dialekt, der vor allem anfangs recht dominant ist. Das sind jedoch meine einzigen Kritikpunkte.

Die Geschichte von Christian Berkels Eltern ist so spannend und einfühlsam geraten, dass ich sie sehr gerne weiter empfehle und vier von fünf Sternen vergebe.