Rezension

Eine Liebe und zehn Geschichten, die dem Leser etwas zeigen: Es gibt die verschiedensten Arten von Rettung. Poetisch und abwechslungsreich.

Das Fremde Meer - Katharina Hartwell

Das Fremde Meer
von Katharina Hartwell

Bewertet mit 4 Sternen

Rezension:

Nicht umsonst gewann Katharina Hartwell für “Das Fremde Meer” den Seraph 2014 (Förderpreis für phantastische Literatur) in der Kategorie ‘Bestes Debüt’. Nachdem ich das Buch, das so ganz anders ist, als gewöhnliche Fantasyliteratur, gelesen habe, kann ich die Auszeichnung nur zu gut nachvollziehen.

Die Ursprungsgeschichte ist die zwischen Marie und Jan, einem jungen Studentenpaar. Marie erzählt aus der Egoperspektive und schon hier sei gesagt: Ihre Art sich auszudrücken ist wunderschön. Sie bringt die Dinge auf den Punkt und verpackt sie zugleich in ein faszinierendes Wortgewand. Man lernt sie als sehr nachdenkliche Person kennen und sie erzählt nach und nach zwischen den folgenden 10 Geschichten, wie Jan und sie sich kennenlernten und was mit ihm geschah.

Die Geschichten dazwischen handeln von ganz verschiedenen Dingen. Zum Beispiel ist da die Story um einen Ort namens ‘Wechselstadt’, in dem sich Häuser immer wieder auflösen und an einer anderen Stelle wieder erscheinen. Zunächst mag das harmlos klingen, doch befinden sich Menschen darin, verschwinden diese im Nichts. Dann ist da noch eine Geschichte über eine junge Frau, die im 19. Jahrhundert in der berühmtesten Irrenanstalt Paris’ sitzt, eine Erzählung über eine Prinzessin, die beschließt ein Ritter zu werden und noch einige mehr.

An diesen verschiedenen Geschichten hat mir besonders gut gefallen, dass man immer wieder in eine völlig andere Welt katapultiert wird, sich das Grundgerüst aber trotzdem ähnelt – denn es geht immer darum, jemanden auf irgendeine Art und Weise zu retten. Was mich aber am meisten faszinieren konnte ist, dass sich manche Storys am Ende verbinden, so wird die Prinzessin, die zum Ritter wurde, z.B. irgendwann in einer Geschichte um ein Fischerdorf an Land gespült und wird neben dem Protagonisten der Story zum Mittelpunkt der Geschehnisse.

Abgerundet wird das Ganze am Ende durch den Schluss von Maries Ausführung um die Beziehung zwischen ihr und Jan – und plötzlich ergibt sich ein komplettes Bild und man sieht die einzelnen Erzählungen noch einmal in einem ganz anderen Licht.

Der einzige Minuspunkt an “Das Fremde Meer” ergab sich für mich darin, dass sich manche der Geschichten etwas zäh lesen lassen und ich so nach einer Geschichte mit perfektem Lesefluss ab und an unangenehm herausgerissen wurde.