Rezension

Eine liebenswürdige Protagonistin, ganz viel Lebkuchen und eine Portion Humor :-)

Friede, Freude, Pfefferkuchen - Luisa Binder

Friede, Freude, Pfefferkuchen
von Luisa Binder

Bewertet mit 4 Sternen

~~Autorin:
Luisa Binder studierte nach dem Abitur verschiedene geisteswissenschaftliche Fächer und arbeitet in einer Werbeagentur. Nebenher schreibt sie Bücher und lernt schwedisch – daher auch ihre Schwäche für Zimtschnecken. Mit ihrem Mann lebt sie in der Rhein-Neckar-Region in einer Kleinstadt. Im Knaur-Verlag sind vor diesem Weihnachtsroman bereits die Romane „Eigentlich sind wir nicht so“ (07/2015) und „Darf ich Dir das Sie anbieten?“ (05/2017) von ihr erschienen.

Handlung:
 Noëlle Christmann – allein der Name klingt wie Weihnachten. Kein Zufall, ihre Eltern sind Weihnachtsfreaks, ihr Sohn heißt Nikolaus und ab Spätsommer dreht sich alles nur noch um Weihnachtsbeleuchtung, Weihnachtsgebäck und Krippenspiele. Ein Grund für Noëlle, Weihnachten zu hassen und schon zum Studium von Hildesheim nach Frankfurt/Main zu flüchten – ihre Familie besucht sie nur noch selten. Über ihren Job in der Werbebranche hat sie ihren neuen Freund Erik, Eishockey-Spieler in Frankfurt, kennengelernt. Ein besonderer Kavalier, wie man ihn kaum noch findet. Noëlle ist überglücklich und stimmt unbedarft Eriks Vorschlag zu, am 1. Adventswochenende seine Familie im Dörfchen Krummenau im Hunsrück zu besuchen. Nie hätte sich die Weihnachtshasserin vorstellen können, was sie dort erwartet: Krummenau will DIE internationale Lebkuchen-Metropole werden und ehe sie sich versieht, hat Eriks Mutter, Geschäftsführerin der örtlichen Lebkuchen-Fabrik, Noëlle in einer Gemeindesitzung als ehrenamtliche Marketing-Referentin für den Ort verpflichtet. Sie hasst aber nicht nur Weihnachten, sondern auch Lebkuchen wie die Pest! Für Noëlle und Erik bricht in Krummenau ein ganz neues, nicht gerade einfaches Kapitel der jungen Beziehung an …

Fazit:
Das türkisfarbene Cover mit dem unzufriedenen Lebkuchen-Mädchen (das könnte glatt Noëlle sein) und den anderen Lebkuchen-Baumanhängern war sicherlich das, was meinen Blick bei der Durchsicht der damaligen Verlagsvorschau auf dieses Buch gelenkt und mich neugierig gemacht hat. Ich finde das Cover echt toll gelungen – allein die Farbe ist schon ein echter Blickfang, ebenso wie plastische Schrift des Titels und der plastisch dargestellte Zuckerguss.
 Auf die 302 Seiten des Romans verteilen sich 20 Kapitel, Epilog und Danksagung und jedes neue Kapitel hat eine Lebkuchen-Figur am Start.
 Ich hatte bisher noch kein Buch von Luisa Binder gelesen, obwohl sich die Vorgänger des Weihnachtsromans auf meinem SuB befinden. Das wird sich auf jeden Fall ändern, denn der Schreibstil ist humorvoll und man hat wirklich Spaß beim Lesen.
 Eines ist sicher: Ich werde den Begriff „Krummenauer Lebkuchen“ wohl meinen Lebtag lang nicht vergessen – wenn das tatsächlich existierende Dorf im Hunsrück wirklich Lebkuchen produzieren würde, dann hätte Luisa Binder hiermit die allerbeste Werbekampagne überhaupt ins Leben gerufen.
Noëlle ist eine liebenswürdige, realistische Protagonistin, die neben ihrem Hass auf Weihnachten und Lebkuchen noch ein weiteres Problem hat: Wie so viele von uns kann sie einfach nicht „Nein“ sagen und lässt sich dauernd zu Sachen überreden, um sich im nächsten Moment darüber und vor Allem auch über sich selbst unendlich zu ärgern. Harmoniebedürftig wie sie ist, zieht sie die Sachen dann durch, nur um keinen Ärger zu machen und niemand Anderen vor den Kopf zu stoßen. Mit ihr kann man sich einfach gut identifizieren und ich muss zugeben, dass es mir lange Zeit selbst so ging und ich das Nein-Sagen erst spät gelernt habe.
 Auch Erik und seine Familie sind gar nicht so übel – nur eben ein wenig schrullig und eben ziemlich speziell, aber auch ziemlich anstrengend.
 Witzig skizziert mit ihren Macken und Intrigen hat Luisa Binder auch die übrigen Dorfbewohner, wo es ein wenig zugeht wie bei „Dallas“ oder „Denver Clan“ – nur, dass es sich eben nicht um Öl sondern um Lebkuchen dreht.
 Ganz interessant fand ich auch die Erwähnung von Noëlles Erkrankung, dem Raynaud-Syndrom, einer Durchblutungsstörung vor allem der Hände, die ich selbst auch habe und die wirklich lästig ist – zumal ich selbst eben so schnell friere wie Noëlle.
 Ich hatte eine unterhaltsame Lesezeit und musste oft lachen bei der Lektüre dieses recht ungewöhnlichen Weihnachtsromans.
 Wer zur Abwechslung zu den vielen romantischen und manchmal auch etwas kitschigen Weihnachtsromanen noch etwas Lustiges lesen möchte, sollte sich diesen von mir mit 4**** Sternen bewerteten Weihnachtsroman unbedingt noch zulegen.