Rezension

Eine Liebeserklärung an die größte Kulturtechnik der Menschheit

Eine Geschichte des Lesens
von Alberto Manguel

Alberto Manguel, argentinisch-kanadischer Schriftsteller und Übersetzer, früher Vorleser für den blinden Borges, hat hier ein sehr persönliches Buch geschrieben. Selbst begeisterter Leser, nimmt er den Leser seines Buches mit auf eine Reise durch Jahrhunderte und Kontinente.

Anekdotenreich stellt Manguel uns Leser vor und erläutert an diesen auch Grundsätzliches, wie die physikalischen Vorgänge, die beim Lesen im menschlichen Gehirn ablaufen. Das Buch hat zwei Hauptteile ("Akte des Lesens" und "Macht des Lesens"), die mal persönlich, mal wissenschaftlich geprägt sind, aber immer ist Manguels Liebe zum geschriebenen Wort spür- bzw. lesbar. Manguels Ziel ist es, den Leser für das Abenteuer Lesen zu begeistern. Diverse Methoden des Lesens, wie auch symbolträchtige Orte des Lesens werden vorgestellt. Meistens bewegt sich Manguel mit seinen Beispielen zeitlich vor der Aufklärung, was aber mMn kein Negativpunkt ist. Besonders schön machen dieses Buch die zahlreichen Abbildungen von Lesern, sie regen die Phantasie an und sind gut geeignet sich ein Bild vom Lesen vergangener Epochen zu machen. Manguel schreibt auch über den Wahn Bücher zu sammeln und sie zu stehlen, um sie zu besitzen. Auch bleiben Themen wie Zensur oder japanische Literatur (bitte keine Verbindung sehen, nur zwei willkürlich gewählte Beispiele meinerseits) nicht aussen vor, was das Umfassende dieser "Geschichte des Lesens" nur noch deutlicher macht.

Alberto Manguel ist ein wunderschönes Buch gelungen, das jedem Büchernarr ans Herz gelegt ist, auch wenn es an einigen Stellen doch sehr wissenschaftlich daherkommt (keine Angst, nicht so wie Umberto Ecos Bücher zum Thema Lesen) und es nicht ganz so toll ist wie Manguels "Bibliothek bei Nacht".