Rezension

Eine Liebeserklärung an die Lagunenstadt

Die Mondschein-Lagune - Dorette Deutsch

Die Mondschein-Lagune
von Dorette Deutsch

Bewertet mit 3 Sternen

Eine Liebeserklärung an die Lagunenstadt - doch der Klappentext weckt ganz andere Erwartungen!
** "Venedig schweigt nie, noch nicht einmal nachts. Die Möwen, das Wasser, die Boote, die Glocken: Es ist wie ein Klangmantel, der die Stadt umhüllt. Wenn ich nachts nicht schlafe, sind es diese Geräusche, die mir Gesellschaft leisten. Venedig erzählt uns immer etwas, auf seine Weise. Man muss genau hinhören, dann versteht man es." **
Die junge Antonia aus Berlin steht an einem Wendepunkt in ihrem Leben und nimmt deswegen begeistert einen Forschungsauftrag an, der sie nach Venedig führt. Sie hofft, dort etwas Abstand zu gewinnen und den Kopf freizukriegen. Untergebracht ist sie im Palazzo der alten Contessa Ada Foscarini, wo sie auch den Venezianer Dario kennenlernt, der ihr bereits bei der Ankunft begegnet und aufgefallen war. Für Ada ist die junge Deutsche wie ein Lebenselexier, das ihr neue Kraft schenkt. Sie, die ihren Palazzo jahrelang nicht mehr verlassen hat, begibt sich plötzlich wieder raus in die Lagunenstadt und nimmt ihre Nachforschungen über die Geschichte ihres Urgroßvaters wieder auf....
Eines muss man dem Roman wirkich lassen, er transportiert ein wunderbar greifbares Venedig Flair und man erfährt sehr viel über die Lagunenstadt. Über die Vergangenheit, den Aufbau und Funktion mit ihren vorgelagerten Inseln, bis hin zu ihren heftigen Problemen in der heutigen Zeit. Und das ist schon ein sehr ernstes Thema, welches grad vor ein paar Tagen wieder in den Nachrichten war, die Touristenströme, die schnellen Motorboote und riesigen Kreuzfahrtschiffe, deren Sog die Substanz der Häuser angreift. Und das ist auch der eigentliche Schwerpunkt dieses Romans. Darios Kampf und Protest (obwohl er selber ein Motorboot fährt).
Vom Prinzip her finde ich das total klasse. Aber die Autorin wiederholt sich ungeschickt. Es sind immer dieselben Sätze in gut gemeintem, leicht anklagenden Ton. Und wo ich anfangs noch dachte: wow, tolles Thema, wenn auch unerwartet - war ich doch später relativ genervt, weil es irgendwie zu plump wurde.

Und Adas Familiengeheimnis geriet dadurch immer wieder in den Hintergrund. Antonias Forschungsauftrag erst Recht, zudem er ziemlich konstruiert und unglaubwürdig wirkte. Auch ihre Liebesgeschichte konnte nicht unbedingt überzeugen. So richtig warm bin ich eigentlich mit keinem der Charaktere geworden.

Aber, und das ist der Charme dieses Buches, man spürt die Liebe der Autorin zu Venedig in jedem Satz. Es ist eine wirklich tolle Hommage an die Lagunenstadt und mit einem anderen Klappentext würden auch die richtigen Erwartungen geschürt. Denn jeder, der hier ein spannendes Familiengeheimnis (ja, es ist sogar von einem uralten Fluch, der auf der Familie lastet, die Rede) erwartet und damit eine interessante Geschichte aus der Vergangenheit, wird enttäuscht sein - weil der Roman dem einfach nicht gerecht wird und eigentlich auch ganz anders ausgerichtet ist.

Fazit: Eine Geschichte, die auf die akuten Probleme Venedigs aufmerksam macht und vielleicht dem ein oder anderen die Augen öffnet und zugleich eine wunderschöne Liebeserklärung an die Lagunenstadt.