Rezension

Eine Liebeserklärung an die Wildnis und uns selbst.

The Wonderful Wild - Gesa Neitzel

The Wonderful Wild
von Gesa Neitzel

Bewertet mit 4 Sternen

Bereits das Cover von „The Wonderful Wild“ finde ich sehr gelungen. Wildtiere in ihrer natürlichen Umgebung und die junge Autorin, die andächtig in die Ferne - in die Wildnis - blickt.  Im Gegenzug zum Cover ihres ersten Buches - auf dem sie uns selbstsicher und kokett, vor einer Elefantenherde kniend, entgegenlacht - wirkt die Szenerie hier weniger gestellt, fast wie ein morgendlicher Schnappschuss. Der Schreibstil gefällt mir außerordentlich gut. Es liest sich leicht und locker, und wartet doch mit schwerwiegenden Fragen auf. Fragen, die ich mir auch selbst schon oft gestellt habe. Wenn du die Chance hast alles zu tun und alles zu werden was du willst, was machst du dann? Was genau willst du denn nun eigentlich? In der Fülle an Möglichkeiten verliert man schnell den Überblick. Gesa Neitzel beschreibt das Zurückkehren zur inneren wundervollen Wildnis, als Reise zu sich selbst und stellt das Aufleben lassen der eigenen Intuition in den Vordergrund. 

In „The Wonderful Wild“ nimmt uns Gesa Neitzel mit auf ihre Reise durch den afrikanischen Busch und wie sie in der Stille der Natur wieder die Stimme ihrer Intuition hören konnte. Der Elefant spielt auch in diesem Buch eine zentrale Rolle, verkörpert er doch die „leise innere Stimme“, deren Worten man besser Gehör schenken sollte. Zu Beginn des Buches wirft uns die Autorin viele Fragen entgegen – vereinfacht gesagt, geht es um die Suche nach dem Sinn unseres Lebens, nach einer erfüllenden Aufgabe, nach einem Grund, um in unserer heutigen Welt glücklich, zufrieden und dankbar zu sein. Selten habe ich mich in einer Person und deren Gedanken so wiedererkannt. Vieles hat mich in diesem Buch zum Nachdenken animiert, mich zutiefst berührt und auch wachgerüttelt. Es ist keine Anleitung zum Glücklichsein – aber es zeigt wie wichtig es ist, wieder zu uns selbst zu finden, denn: „Glückliche Menschen wollen andere Menschen glücklich machen.“ 

Die Autorin behandelt den Leser auch nicht von oben herab, oder verkauft uns ihren Weg als den einzig wahren. Es ist eine gelungene Liebeserklärung an die Natur und ihre Wunder, zu denen auch wir selbst gehören. Wir sollten keine Angst davor haben, unseres eigenen Glückes Schmied zu sein. Die Fülle an Möglichkeiten die uns sogenannten „Glückskindern“ zur Verfügung steht, sollte uns nicht abschrecken, sondern ermutigen, darin unsere Besonderheit und unsere Zufriedenheit zu finden, damit wir diese in die Welt hinaustragen können und nicht ewig im Hamsterrad dem vermeintlichen, kurzweiligen Glück hinterherjagen.   

Von mir gibt es 4 von 5 Sternen, da mich das Buch als ganzes wirklich begeistert hat. An manchen Stellen hatte ich aber das Gefühl, dass sich die Autorin zu sehr um sich selbst dreht und nicht vom Fleck kommt, mit dem was sie sagen will. Einige Dinge sehe ich persönlich auch nicht ganz so dramatisch – von einem „zu Tode zivilisieren“ unserer Gesellschaft würde ich persönlich nicht sprechen. Da es aber ein sehr persönliches Buch ist und die Gedanken, Erfahrungen, Meinungen und Werte der Autorin natürlich ausschlaggebend sind, hat es dem Lesevergnügen und der Aussagekraft des Buches nicht geschadet. Besonders schön fand ich „Mein Wildnisversprechen“ am Ende des Buches. Besser kann man das Leben, und das worauf es ankommt, nicht zusammenfassen.